MXR-40PRO
mit USB-Interface, DSP-Effekteinheit, integriertem MP3-Spieler und Bluetooth-Empfänger
mit USB-Interface, DSP-Effekteinheit, integriertem MP3-Spieler und Bluetooth-Empfänger
Aufnahme-Equipment ist heute günstig und fast jeder hat einen PC im Proberaum stehen. Das ist für die künstlerische Vielfalt ein großer Gewinn. Und auch für die Eigenständigkeit vieler Künstler, denn es bedeutet: Mehr DIY für alle! Während vor allem die hochpreisigen Tonstudios qualitativ die letzten kleinen Sound-Nuancen herauskitzeln und ihren Loudness-War austragen, haben Bands immer bessere Möglichkeiten, selbst Aufnahmen einzuspielen. Ein Plädoyer für mehr Mut zu DIY, genauer: zum selbst Musik aufnehmen!
Die wohl einfachste Möglichkeit, die eigenen Songs aufzunehmen: Der Proberaum-Mitschnitt. Dafür stellt ihr einfach ein Mikrofon in den Proberaum und nutzt ein günstiges Recording-Interface, das bekommt ihr heute schon für unter 100 Euro. Ihr spielt eure Songs und schneidet das Material mit einem entsprechenden Programm. Das ist auch schon alles.
Befestigt das Mikrofon nach Möglichkeit auf Ohren-Höhe, dann kommt das Signal auch so an, wie ihr es hört.
Stellt das Mic gerade aufgerichtet in den Raum oder lasst es von der Decke baumeln – euch fällt schon was ein. Es gibt auch Recording-Bundles, mit denen ihr direkt starten könnt.
Einen eigenen Song aufzunehmen hilft der Band in zweierlei Hinsicht: Zum einen hören wir unsere eigenen Songs mit anderen Ohren, wenn wir auf einer Couch sitzen und unsere Musik erstmals aus Monitorboxen oder auf Kopfhörern wahrnehmen. Es ist ein Gefühl tiefster Freude: Das haben wir erdacht, geschrieben, aufgenommen. Eine riesige Motivation, weiter zu machen. Tommy Newton, Producer und FOH, und Tammo Reckeweg, Sänger und Gitarrist bei LENNA, sehen das als erste Möglichkeit, systematisch an sich selbst zu wachsen:
Aus meiner Sicht ist einer der ersten Schritte für junge Bands: Nehmt einen Song im Proberaum auf und lasst ihn eine Woche liegen. Dann hört ihr nochmal rein.
Sonst sieht man den Wald vor lauter Bäumen oft nicht, vor allem bei den eigenen Songs.
Wenn ihr mit zeitlichem Abstand nochmal in eure Proberaum-Aufnahme reinhört, bemerkt ihr vielleicht noch den einen oder anderen Schnitzer – sei es spielerisch oder im Arrangement. Ein Demo zur Bewerbung bei Veranstaltern und Labels ist aber etwas vollkommen anderes.
Das gilt auch für Auftritte. Unbedingt mitfilmen oder die Audiospur mitschneiden, wenn die Möglichkeit besteht. Nicht um irgendetwas davon zu veröffentlichen, sondern um im Nachhinein zu schauen, wie ihr wart. Wenn ihr euren Auftritt einen Tag später anschaut oder anhört, fallen euch Dinge auf, die ihr live gar nicht bemerken konntet. Sei es zum Beispiel eine „holprige“ Bridge oder ein Verspieler. Aus meiner Sicht können Bands gar nicht früh genug anfangen, sich aufzunehmen. Wir nehmen von jeder Probe eine Live-Audiospur auf, in der wir neue Songs spielen. Ich oder unser Bassist setzen uns dann abends hin, schneidet das und hört sich alles nochmal an.
Für eine Proberaumaufnahme braucht ihr neben euren Instrumenten und Amps nicht viel:
Alternativ gibt es auch USB-Mikrofone, mit denen ihr direkt in den Computer aufnehmen könnt: Einfach ranstöpseln und loslegen.
Ein Interface bietet euch aber noch ein paar mehr Stellschrauben. Es gibt sehr günstige Interfaces, die mit einem Eingang einfach komplett euren Proberaum-Sound aufnehmen können.
Achtung: Der maximale Schalldruck darf bei der Aufnahme nicht zu hoch für das Raum-Mikro sein.
Es ist deswegen ratsam, einmal bei voller Band-Lautstärke im Proberaum zu messen, wie laut ihr seid. Es gibt leicht zu transportierende Audio-Tools, die zuverlässig die Lautstärke messen. Ansonsten könnt ihr eure Songs „live“ im Proberaum einspielen.
Ein Tipp von Rapper Kesh ist, den Gesang nach den Instrumenten aufzunehmen:
Mit dem Gesang ist das so eine Sache, der funktioniert einfach weder auf einer sogenannten „Schmutzspur“ (also einer groben on-the-fly Voraufnahme), noch auf Midi-Spuren. Was also nicht geht: Mit einem Drumcomputer und Midi-Instrumenten am PC vorarbeiten, danach darauf singen oder rappen und im dritten Schritt von Musikern die Rhythmusgruppe oder Melodie aufnehmen lassen. Das könnt ihr vergessen, weil die Stimme zu eng mit dem Rest verwoben ist. Es klingt immer ein wenig „off“. Instrumentalisten haben einen eigenen Groove, Midi-Spuren nicht. Du willst für deine Tracks mit Instrumentalisten arbeiten? Dann müssen die Vocals warten.
„Mehrsoundfreude“, Substantiv, feminin, gesprochen: meːɐ̯-saʊ̯nt-ˈfʁɔɪ̯də, bezeichnet die Freude des Musikers über fetteren Sound. Wie das geht? Die Instrumente einzeln abnehmen und einspielen. Natürlich geht das theoretisch auch mit dem Setup von oben: Ihr nehmt das USB-Mikrofon und stellt es hintereinander an die verschiedenen Boxen. Aber nicht jedes Mic ist für Overhead, Bassdrum, Saiteninstrumente und Vocals gleichermaßen geeignet – genauer gesagt kann kein Mikrofon all das gleich gut.
Damit ihr bei der Aufnahme der einzelnen Spuren nicht von Null beginnt, nehmt ihr eine „Schmutzspur“ auf, die dann im Nachgang den einzelnen Instrumentalisten als Basis und Orientierung dient. Lasst über Kopfhörer am besten ein Metronom mitlaufen.
Mit dem Kondensatormikrofon nehmt ihr Instrumente auf, abgesehen von Drums und Percussion. Wenn ihr zwei Kondensator-Mikros habt, könnt ihr auch Stereo aufnehmen. So habt ihr mehr Spielraum zum bearbeiten. Die Overheads und das Mikrofon, das am meisten Schalldruck aushält, kommen ans Schlagzeug für ein gutes Drum Recording.
Wenn ihr eine dynamische Superniere nehmt, könnt ihr das gleiche Mikrofon für Bassdrum und Gesang nehmen. Das fühlt sich vielleicht seltsam an, weil so eine Doppelnutzung früher nicht möglich war. Heute ist das bei guten Mics kein Problem.
Das Beste an diesem Setup: Mit ein oder zwei mehr Kondensatormikrofonen und einem guten Gesangsmikrofon habt ihr auch gleich eine Live-Mikrofonierung. Achtet auf ein zurückhaltendes Gain Staging. Wenn ihr mehr erfahren wollt, haben wir auch einen eigenen Artikel zum Thema Mikrofonierung. Wenn es nach Sebastian Dracu geht, solltet ihr es aber sowieso nicht übertreiben:
Für mich ist so „roh“ wie möglich immer noch das beste, was beim Recording passieren kann. Autotune, Midi-Sounds und was-weiß-ich? Bleibt mir weg damit! Klangquelle, Mikrofone und Rock’n’Roll – das ist mein Anspruch und den ändere ich nicht. Ich experimentiere lieber ganz analog: Großmembran-Mikros sind recht anspruchsvoll, die müssen perfekt platziert sein. Genauso die Positionierung der dynamischen Mikros am Amp. Jeder Winkel und jede Einstellung verändern den Sound. Ihr solltet viel ausprobieren, dann wisst ihr irgendwann ganz intuitiv, wie ihr sie am besten nutzt.
Natürlich bietet auch das obige Setup noch viel Luft nach oben. Mit einem Mikrofon-Vorverstärker kriegt ihr mehr Power auf die Vocals, eine DI-Box sorgt für eine optimale Soundübertragung zwischen Abnahme-Mic und Mischpult. Ihr könnt auch die Akustik im Proberaum weiter ausbauen. Spielt ein wenig im Setup herum und entdeckt neue Sound-Nuancen. Dabei tauchen früher oder später Störgeräusche auf. Die sind meistens eine Mischung aus zu hohem Input oder äußeren Einflüssen. Janosch Held erzählt euch hier, wie ihr Brummschleifen auf den Grund geht.
Beim Schlagzeug geht es um Quantität: Nehmt mehr Mikros, dafür günstige. Denn mehr Mikros bedeuten: Ihr könnt mehr schalten und walten! Sebastian Dracu nutzt ein Setup mit insgesamt zehn Klangquellen, perfekt für ein Mischpult mittlerer Größe.
„Ich nehme die Drums folgendermaßen ab: zwei Overheads, drei Toms, zwei vor der Kick, zwei an der Snare, manchmal auch eins an der Hi-Hat.“
— Sebastian Dracu, Gewinner Rock&Pop Award 2016 in der Kategorie „Best Drummer“
Wenn ihr experimentierfreudig seid, könnt ihr an einem digitalen Mischpult mit ein paar Effekten herumspielen. Oft wirkt ein Audio-Kompressor auf die Bassdrum schon Wunder – aber probiert doch einfach mal ein wenig aus! In der digitalen Zeit kostet euch das Aufnehmen keine Tapes oder Tonbänder mehr. Ihr könnt euch zuhause oder im Proberaum einschließen, Pizza bestellen, und die ganze Nacht eure Tracks recorden, optimieren oder einfach rumklimpern.
Fotos © The Hirsch Effekt