Brummschleife: So entbrummst du dein Setup

Doppelte Erdung oder Elektrosmog sind die beiden häufigsten Quellen für Brummschleifen

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Professioneller 2-Kanal-Line-Übertrager

Kleine Helferlein für die Bühne

Das Phänomen der „Brummschleife“ auch „Erdschleife“ genannt, ist vielen Musikern unbekannt – zumindest dem Namen nach. Denn die meisten kennen nur dieses diffuse Brummen in den Boxen, das mal da und dann wieder weg ist. Häufig schieben wir ein Brummen auf Geräte, die schlecht verarbeitet sind, auf widerspenstige Tonabnehmer – oder wir finden uns einfach damit ab. Schließlich spielen wir live sowieso lauter als es brummt, oder? Trotzdem ist die Brummschleife oder Erdschleife ein Problem: Entweder wenn wir Material aufnehmen wollen oder unsere Songs ruhige Parts haben, in denen das Brummen unangenehm hörbar ist. Zeit für eine Spurensuche.

 

Janosch Held ist Tontechniker und regelmäßig mit bekannten Szenegrößen aus Rock und Pop auf Tour. Janosch weiß, an welchen Reglern er zu drehen hat, um den optimalen Sound aus der PA zu holen


Ursache 1: Brummschleife durch mehrfache Erdung, auch „Erdschleife“

Ein Brummen in einem Live- oder Proberaum-Setup kann viele verschiedene Gründe haben. Meistens entsteht das Brummen, wenn sich Stör- und Audiosignale ungewollt mischen.

Der Sound von Gitarre und Amp wird über ein Audiokabel zum Mischpult oder Computer und von da aus zur PA-Anlage geleitet. In eurem Kabel "fließt" euer Audio-Signal.

Bei einem Brummen durch eine Erdschleife mischt sich in euer Audio-Signal eine Störspannung, die dann in der PA hörbar ist.

Und das passiert so: Hat die Audioquelle (zum Beispiel ein Keyboard) ein internes Netzteil, das über einen 3-poligen Schukostecker mit einer ebenfalls 3-poligen Steckdose verbunden ist, sind meistens sowohl das Gehäuse als auch die Signalmasse mit der Schutz-Erdung verbunden. Wenn ihr diese geerdete Audioquelle jetzt per Kabel mit einem Gerät verbindet, das seinerseits mit dem Netzteil in einer anderen Steckdose steckt (zum Beispiel ein Mischpult), kann es unangenehm brummen. Denn du hast somit zwei Steckdosen und zwei Erdungen über ein Audio-Kabel verbunden.

Mit anderen Worten: Das Mischpult steckt in einer Steckdose. Das Keyboard steckt in einer anderen Steckdose. Beide sind geerdet und beide sind über das Audiokabel verbunden. Das kann ein Brummen erzeugen, das schlimmstenfalls mit 50 Hz oder 100 Hz hörbar ist.

Der Grund: Die Gehäuse- und Signalmassen liegen elektrisch auf unterschiedlichen Potentialen. Das führt dazu, dass über die Masse/Abschirmung des Instrumentenkabels ein sogenannter Ausgleichsstrom fließt. Über das Instrumentenkabel soll aber nichts anderes „fließen“, als das Audiosignal. Der Ausgleichsstrom erzeugt ein Störsignal, das sich mit dem Audiosignal überlagert - und es brummt.

Das Brummen in deiner Box oder PA ist also quasi hörbarer Strom.

Das erklärt auch, warum viele Bands dieses Phänomen erst auf der Bühne kennenlernen. Denn im Proberaum sind die Amps und das Mischpult oft sowieso in der gleichen Steckdose.

So verhinderst du eine Erdschleife

Die gute Nachricht: Es kostet weder viel Mühe noch materiellen Einsatz, eine Erdschleife zu verhindern. Das geht nämlich so:

  1. Alle Geräte gehen in eine Steckdose. Nutzt also Mehrfachsteckdosen und Verlängerungskabel.

  2. Auch DI-Boxen beheben Brummschleifen. Die Signale von Gitarren-Amps, Bass-Combos und Keyboards werden vom Line-Out in eine DI-Box geführt. Dann geht's vom Line-Out der DI-Box ins Mischpult. Du brauchst dafür für jeden Audiokanal eine einfache, aber solide DI-Box.

  3. Sofern am Gerät ein Schalter dafür vorhanden ist, kannst du mit einem Ground Lift die Signalmasse deiner Geräte von der Gehäuseerdung und somit vom Schutzleiter trennen. Bass-Combos haben zum Beispiel in der Regel Ground-Lift-Buttons.

Sicherheitswarnung: Schraubt oder klebt nie, nie, niemals bei einem technischen Gerät die Erdung ab – das ist lebensgefährlich.

Ursache 2: Elektrosmog, der in das Audio-Signal „einstreut“

Eine weitere Ursache für Brummen auf der Bühne, im Proberaum und überall, wo viel Strom und Audiosignale fließen, ist Elektrosmog. Jeder Strom in einem Stromträger (Leiter) erzeugt ein Magnetfeld. Dieses Magnetfeld bezeichnen viele umgangssprachlich als „Elektrosmog“. Dieser Elektrosmog beeinträchtigt Audiosignale, wenn sie nah genug sind, denn er mischt sich unter das transportierte Audiosignal. Und wird damit hörbar.

Elektrosmog kann auch indirekt für Brummen sorgen. Das Magnetfeld kann in die Kapsel, genauer in die Spule eines Mikrofons einstreuen und so ein Brummen erzeugen. Beispiel: Ein dynamisches Mikrofon steht vor einem Verstärker. Dessen Netzteil strahlt Elektrosmog ab. Dieser Elektrosmog wird im Mikrofon in ein hörbares Störgeräusch umgewandelt und an die PA-Anlage übertragen.

Auch die Tonabnehmer von Instrumenten können für Elektrosmog anfällig sein.

Ähnlich wie beim Mikrofon wirkt das Magnetfeld direkt auf die Spule im Tonabnehmer ein und erzeugt dadurch das störende Brummgeräusch. Lässt sich das nicht durch genügend Abstand von Gitarren und Stromquellen verhindern, hilft ein Noise Gate. Es unterdrückt leise Signale bis zu einem bestimmten Wert, also auch leise Geräusche der Soundquellen, darum muss es sorgfältig eingestellt werden. Das Noise Gate „öffnet“ sich dann wieder, wenn der Gitarrist die Saiten anschlägt. Denn dann sind die Schwingungen stärker und das Gate erkennt sie als beabsichtigt. Digitale Mischpulte haben immer Noise Gates in den Kanälen eingebaut.

So verhinderst du, dass Elektrosmog auf der PA hörbar ist

Der Einfluss von Elektrosmog auf das Audiosignal ist gerade bei kleinen Bühnen nicht leicht zu verhindern. Es hilft nur eine konsequent getrennte und strukturierte Kabelführung:

  • Stromleitungen nicht parallel neben Audiokabel legen, Kreuzungen dieser Kabel bevorzugt im 90°-Winkel

  • Audiokabel nicht direkt an Netzteilen vorbei legen

  • hochwertige Netzteile kaufen, die gut isoliert sind

  • Besonders schlimm ist der Effekt bei Stromleitungen für Stroboskop oder Dimmer. Die Soundanlage und die Lichtanlage müssen sowieso getrennt mit Strom versorgt sein, aber auch räumlich solltet ihr hier so gut es geht trennen.

  • Wann immer es geht, symmetrische Audioverkabelung nutzen

Das sind die beiden häufigsten Ursachen und Lösungen, wenn euer Setup mal wieder brummt. Wenn ihr mehr Profi-Tipps für euren Bandalltag wollt, schaut doch mal über unseren Artikel zum Live-Setup und Soundcheck oder was unsere Bands zum Thema Home-Recording sagen.

Fotos © The Hirsch Effekt