Was interessiert euch im Bereich der Proberaum-Dämmung und Raumakustik-Verbessung besonders?

Wenn es um den Proberaum geht, begnügen sich viele Bands mit der soliden Minimalausstattung: Steckdosen, ein paar Eierkartons an der Wand, einem Computer und einer PA-Anlage, damit der Sänger den Schlagzeuger auch auf 15 Quadratmetern irgendwie übertönen kann. Dabei ist es gar nicht schwer, den Proberaum zu dämmen und die Raumakustik zu verbessern – zumindest um die Nachbarn zu schonen und ein gutes Demo aufzunehmen. In diesem Artikel haben wir euch effektive DIY-Lösungen mit Bauanleitungen zusammengestellt.
Was interessiert euch im Bereich der Proberaum-Dämmung und Raumakustik-Verbessung besonders?
Viele Musiker verwechseln Schalldämmung, Isolierung und Raumakustik. Diese drei Ziele erreicht ihr mit unterschiedlichen Mitteln, die sich mal überschneiden, zum Teil aber auch unterscheiden. Wenn euer Proberaum nahe am Lebensraum anderer Menschen liegt, etwa in einem Reihenhaus oder gar im Keller eines Mietshauses, müsst ihr ihn wahrscheinlich so gut wie möglich isolieren und dämmen.
Isolieren bedeutet, dass weniger Schall nach außen dringt. Dämpfen bedeutet, dass Materialien bestimmte Frequenzen „schlucken“.
Die beiden wichtigsten Stellen zum Isolieren sind Fenster und Türen. Vor Fensterbereiche könnt ihr Styropor kleben. Denkt unbedingt daran: Auch wenn ihr einen Raum immer mehr isoliert: Die Lüftung muss trotzdem gewährleistet sein. Kennt ihr diesen muffigen Geruch in vielen Proberäumen? Das ist meistens Schimmel. Dagegen hilft nur regelmäßiges Lüften oder der Kauf eines Luftentfeuchters im Baumarkt.
Faustregel: Masse stoppt Schall. Vor allem den der Bässe. Baut – je nach Budget – eine dickere Tür ein und klebt an den Rand Styropor. Das Styropor sollte sich bei geschlossener Tür mit dem Türrahmen überlappen und möglichst gut abdichten.
Da Styropor brennbar ist, achtet unbedingt auf gute Brandprävention, habt am besten sogar einen kleinen Feuerlöscher bei euch im Proberaum. Dass Styropor nicht der Königsweg ist um einen Proberaum zu dämmen, muss jedem bewusst sein. Aber Masse hält Schall eben auf. Und Styroporplatten sind für jeden erschwinglich, im Gegensatz zu teuren Akustik-Platten. Der Vorteil von Styropor ist auch, dass er leicht zu handhaben ist und die Möglichkeit bietet, leicht eine weitere Isolations-Schicht anzubringen.
Praxistipp: Styropor schneidet ihr am besten mit einem Cuttermesser oder einem speziellen Dämmstoffmesser, sonst bricht und bröselt es. Es gibt auch Styroporkleber, den anzuschaffen sich wirklich lohnt, weil er auf fast allen Oberflächen hält.
Kosten: In der Luxusvariante sind die Styroporplatten 10 cm dick und kosten maximal 7 € pro Quadratmeter.
Ein gängiger Irrtum ist, dass die alte Kuscheldecke und Teppiche an der Wand einen Raum spürbar isolieren. Ja, sie dämpfen höhere Frequenzen, deswegen hört sich alles dann etwas dumpfer an. Tatsache ist aber: Sie verändern den Sound nach innen, isolieren aber nicht nach außen. Vor allem Bässe und tiefe Mitten wummern einfach durch sie hindurch.
Ein 3-Schicht-Aufbau an der Wand dagegen hat sich als besonders effektiv erwiesen. Wichtig an diesem Aufbau ist, dass die Steinwolle luftig zwischen zwei Materialien liegt. Das geht zum Beispiel so:
Durch diese Lagen bildet sich auf Höhe der Dämmwolle ein Luftzwischenraum und der Schall verebbt besonders stark. Diesen 3-Schicht-Aufbau müsst ihr allerdings rundherum anbringen – das heißt auch an der Decke.
Übrigens: Ein Raum, der schallisoliert ist, ist automatisch wärmeisoliert.
Praxistipp: Steinwolle könnt ihr mit Dübeln oder Kleber anbringen oder auf einem Holzrahmen aus schmalen Leisten.
Kosten: Steinwolle kostet zum Ausrollen ca. 4 € pro Quadratmeter, je nach Dicke und Qualität.
Vielleicht hast du wirklich schon öfters gehört, dass Eierkartons die Akustik verbessern oder gar dämmen können. Klingt nach einer schnellen und günstigen Lösung, oder? Doch funktioniert das wirklich? Tatsächlich ist das ein weit verbreiteter Mythos. Sagen wir mal so: Eierpappen sind gerade so besser als nichts. Hier ist der Knackpunkt: Eierkartons sind primär dazu gedacht, Eier zu schützen, nicht um Schall effektiv zu dämpfen. Sie können hochfrequente Geräusche recht effizient abfangen. Aber bei mittleren und tiefen Tönen bringen sie kaum einen Effekt. Außerdem sind sie aus Brandschutzgründen in einem Proberaum nicht die sicherste Wahl. Eierkartons sind aus Materialien, die schnell Feuer fangen. Das macht sie zu einer riskanten Option in jedem Raum, besonders dort, wo du elektronische Geräte und Instrumente nutzt. Auch hier ist eine Unterscheidung wichtig:
Dämmung bezieht sich darauf, wie gut ein Material Schallwellen blockiert oder die Schallübertragung von einem Raum in einen anderen verhindert. Eierkartons sind in dieser Hinsicht fast wirkungslos. Sie sind dünn und nicht dicht genug, um Schallwellen effektiv zu blockieren. Eierkartons sind leicht und porös, was sie ineffektiv macht, wenn es darum geht, Schallwellen zu absorbieren. Ganz besonders bei niedrigeren Frequenzen.
Akustik: Hierbei geht es um die Verbesserung der Klangqualität innerhalb eines Raumes durch Reduzierung von Echo und Nachhall. Eierkartons können aufgrund ihrer strukturierten Oberfläche durchaus einen kleinen Einfluss auf hohe Frequenzen haben, indem sie ein bisschen Echo reduzieren. Bei mittleren und tiefen Frequenzen bieten sie jedoch kaum eine Verbesserung.
Am effektivsten isoliert der „Raum im Raum“. Eine sogenannte Raum-in-Raum-Konstruktion bietet Isolierung im wörtlichen Sinne: einen abgekoppelten Raum, der vom Außenraum oder dem Rest des Gebäudes möglichst abgetrennt ist. Das bedeutet, ihr müsst die Wände eures Raumes von der Gebäudehülle so gut wie möglich entkoppeln. In Fachsprech klingt das so: Zwischen Erreger (Soundquelle) und schwingender Masse (Wand) muss eine „Feder“ (Luft, Gummi, Steinwolle) gespannt sein, damit der direkte Kraftschluss unterbrochen ist. Das ist wie ein Stoßdämpfer für Schall. Denn Schall besteht im Grunde aus Luftstößen. Ein solches Feder-Masse-System kommt auch zum Einsatz, wenn Handwerker den Trittschall in Wohngebäuden reduzieren möchten. Der Fußboden „schwimmt“ dann, ist also von der Zwischendecke getrennt und überträgt fast keinen Schall.
So etwas selbst zu bauen, ist aufwendig. Deswegen gibt es zwei Möglichkeiten: Ihr fragt einen befreundeten Handwerker, ob er diese Konstruktion mit euch umsetzt. Oder ihr nutzt euer Wissen aus diesem Artikel, um einer Raum-im-Raum-Konstruktion zumindest nahezukommen. Einige Inspirationen:
Kleidet den gesamten Boden mit einem weichen Material aus. Das kann wieder (moderne!) Steinwolle sein, die aber trittfest sein muss. Nicht jede Steinwolle ist nämlich trittfest! Dann eine härtere Platte oder Fertig-Estrich vollflächig daraufsetzen. So habt ihr den beschriebenen „schwimmenden“ Fußboden.
Die Drums auf ein Podest aus mindestens 15 Zentimetern Styropor, darauf Holzplatten. Keine Berührung des Podestes mit der Außenwand!
Eine abgehängte Decke mit sogenannten Akustik-Abhängern. Die abgehängte Decke kann aus Gipskarton sein. In den Zwischenraum zwischen Decke und Gipskarton stopft ihr wieder Steinwolle. Das ist besonders effektiv, wenn ihr in einem Keller probt, über dem Menschen wohnen.
Wenn ihr diese drei Schritte mit den in diesem Artikel dargestellten Maßnahmen für Wände und Türen kombiniert, habt ihr schon sehr viele dB daran gehindert, nach draußen zu dringen.
Bei der Optimierung der Raumakustik geht es immer um das eine: Hall und Flatterechos reduzieren, also vermeiden, dass Schallwellen von glatten Oberflächen abprallen oder zwischen parallelen Wänden hin- und herspringen. Genau wie die störenden Raummoden. Denn das ergibt ein Chaos unterschiedlichster Schallquellen und klingt sehr undefiniert. Zudem kann Hall auf euer Aufnahme echt tricky sein, wenn ihr später Musik abmischt.
Klar: Für die Raumakustik ist Teppich auf dem Boden durchaus hilfreich. Auch an den Wänden hilft Teppich – es gibt aber auch effektivere Maßnahmen.
Zum Beispiel sogenannte Absorber. Das sind Objekte, die den Schall "schlucken", vor allem die Höhen und Hochmitten. Es gibt auch Absorberplatten, die ihr in einer circa fünf Zentimeter dicken Schicht an die Wand kleben könnt, die sind aber relativ kostenintensiv.
Was bringt ein Absorber? Stellt euch Schallwellen wie Strahlen vor. Wir möchten verhindern, dass diese Strahlen auf dem Weg von der PA-Anlage zum Ohr schnurgerade an Wänden, Scheiben oder Betonflächen abprallen. Diese Flächen nennen Akustiker „Reflexionspunkte“. Besser wäre es, wenn der erste Reflexionspunkt den Schall nicht gerade reflektiert, sondern einen Teil des Schalls aufnimmt und den Rest bestenfalls zerstreut. Das tun Absorber. Das geht auch mit Eierpappen – allerdings nicht besonders gut und deswegen nur mit einer großen Menge davon.
„Ihr kauft euch im Baumarkt einfach ein paar Holzlatten und baut daraus einen Rahmen. Da steckt ihr dann Dämmwolle rein, zieht Stoff drüber und tackert das gut fest. Das ist total günstig und ein paar von diesen DIY-Absorbern bringen in einem kleinen Raum von 20 Quadratmetern schon viel. Und bei starken Bässen hilft nur Masse. Stellt eine Couch oder einen Sessel mehr in den Proberaum. Wenn viel in eurem Raum rumsteht und die Wände nicht vollkommen nackt sind, hilft das schon. Wichtig ist nur, dass es keine glatten Betonwände sind, an denen der Schall stumpf abprallt. Einen hörbaren Unterschied macht es auch, im Proberaum die größten Möbel halbwegs symmetrisch aufzubauen. Sonst ist das Hörgefühl überall anders.“
Ein Absorber ist also einfach gebaut: Holzrahmen basteln, Steinwolle rein, Schaumstoff drauf. Über diese DIY-Absorber könnt ihr noch sogenannten Pyramiden-Schaumstoff spannen.
Oder ihr könnt als Rahmen auch ein altes Regal nehmen. Es reichen fünf Zentimeter Steinwolle und zwei Zentimeter dicker Pyramidenschaumstoff darüber. Dieser Pyramidenschaumstoff sorgt auch an Wänden und Decken für weniger Hall.
Okay, ihr habt Absorber gebaut, aber wohin nun damit? Ganz einfach: Ein Absorber sollte zwischen dem ersten Reflexionspunkt und dem PA-Lautsprecher stehen – und ihr solltet zwischen Absorber und Lautsprecher sitzen. Würdet ihr zum Beispiel vor einem Lautsprecher sitzen, mit einer Betonwand im Rücken, würdet ihr sowohl den Sound des Lautsprechers als auch die Reflexion von der Wand im Rücken hören. Das erzeugt undefinierbaren Sound-Brei. Stichwort: Raummoden.
Deswegen: Absorber immer da hinstellen oder -hängen, wo der Sound vom Lautsprecher zum ersten Mal an eine glatte Fläche prallen würde. Das hilft bereits enorm.
Ja, einige dieser Tipps sind handwerklich nicht ganz leicht umzusetzen. Aber für ganz unbehandelte Räume machen schon kleine, erste Schritte einen großen Unterschied. Wenn ihr erstmal die ersten Verbesserungen hört, könnt ihr vermutlich gar nicht aufhören zu optimieren – und schließlich wachsen wir an unseren Aufgaben, oder?
Fotos © THE BLAND