Audio-Kompressor: So holst du noch mehr aus deinem Sound raus
Da geht noch was! Wie du den Kompressor schnell und richtig einstellst und deiner Musik den letzten Schliff gibst
Am Anfang war das Wort. Äh, ok, vielleicht doch eher deine Stimme, Instrument oder beides. Um professionell selbst Musik aufzunehmen brauchst du weder ein teures Studio noch ein riesiges Budget. Die Lösung: Recording-Bundles als dein Rundum-sorglos-Paket. Wenn du deine Aufnahmen dann noch richtig bearbeitest, kannst du deinen Sound easy auf ein professionelles Level heben. Dabei kommt auch der Kompressor ins Spiel. Dass der keine dröhnende Maschine ist, sondern ein sehr hilfreiches Tool für dein Sounddesign, erklären wir dir mit einer kurzen Übersicht über seine fünf Funktionen.
Was interessiert dich bei der Soundkomprimierung besonders?
Gut zu wissen: Der Audio-Kompressor macht deine Aufnahme gleichmäßiger
Stell dir die Aufnahme deines Gesangs oder Instruments als Sinuskurve vor, die um eine gerade Linie schwankt. Da Musik dynamisch ist, gibt es Ausschläge sowohl nach unten als auch nach oben. Dein Sound soll gleichmäßiger klingen? Du willst, dass dein Gesang gegenüber dem Instrument nicht abfällt? Oder du möchtest Akzente setzen? Genau dafür kommt der Kompressor ins Spiel. Er ist wie ein Dynamikregler zu verstehen, der aber noch viel mehr kann. Viele Mischpulte, etwa das DMIX-20/2, verfügen über integrierte Kompressoren. Lass dich von den vielen Knöpfen nicht irritieren, bald hast du den Dreh heraus!
Bevor du den Kompressor einstellst: Verlass dich ruhig erst einmal auf deine Sinne
Wähle zunächst in deinem Audiobearbeitungsprogramm den Bereich deiner aufgenommenen Spur aus, den du bearbeiten möchtest. Zusätzlich zu deinem Gehör hilft auch ein Blick auf die Ausschläge der Sinuskurve. Welche Stellen sind besonders laut oder besonders leise? Wo rückt der Gesang im Vergleich zum Instrument zu sehr in den Hintergrund? Diese Überlegungen geben dir erste Anhaltspunkte, welche Bereiche du bearbeiten möchtest.
Diese fünf Einstellungen des Audio-Kompressors helfen dir beim Finetuning
Möchtest du die Bass Drum herausarbeiten und bewusst betonen? Oder deinen Gesang weiter vor die Instrumente holen? Dies und vieles mehr ist möglich und der Kompressor hilft dir dabei. Spoiler: Allein mit Threshold und Gain kannst du schon Ergebnisse erzielen.
- Einstellung 1: Threshold. Einmal Spitzen schneiden, bitte! Der Threshold (Schwellenwert) ist die wichtigste Einstellung. Damit erteilst du dem Kompressor seinen Arbeitsauftrag. Du legst fest, ab welchem Bereich er arbeiten soll. So kannst du beispielsweise sagen: Alles, was über einen bestimmten Pegel hinausgeht, soll das Tool komprimieren oder „leiser“ machen.
- Einstellung 2: Ratio. Hier geht es nur um den von dir vorher festgelegten Bereich, in dem der Kompressor arbeitet. Wir sagen dem Kompressor hier, wie stark er im Verhältnis komprimieren soll. Gängige Einstellungen sind 2:1 oder 4:1. Praktisch heißt das: Müsste der Bereich um 4 dB abgesenkt werden (weil er 4 dB über dem Threshold ist), bleiben bei einer Ratio von 2:1 am Ende 2 dB über, bei einer Ratio von 4:1 ein Dezibel usw.
- Einstellung 3: You’re so Gain. Du hast bereits den Schwellenwert festgelegt, ab dem der Kompressor arbeiten soll. Der Kompressor senkt die Spitzen zum Beispiel um 4 dB ab, womit es insgesamt um 4 dB leiser wird. Da du durch die Komprimierung jetzt mehr Luft nach oben gewinnst, kannst du mit Hilfe des Gains das Signal aber wieder um 4 dB anheben. Also: Ein ausgeglicheneres Klangbild ohne Lautstärke-Einbuße.
- Einstellung 4: Angriff bzw. Attack! Damit stellst du die Zeit ein, die verstreichen soll, bis der Kompressor reagiert oder einsetzt. Dies kann sofort geschehen, wenn der Threshold überschritten wird. Oder mit etwas Verzögerung, damit es nicht zu aggressiv, zu abrupt klingt.
- Einstellung 5: Release. Nach welcher Zeit soll der Kompressor wieder zurückfahren oder seine Arbeit einstellen? Das regelst du mit der Release-Zeit. Auch hier kann dies ganz zackig geschehen oder etwas langsamer und damit organischer.
Anwendungsbeispiele für die einzelnen Funktionen findest ganz übersichtlich in unserem kleinen Tutorial fürs Mastering.
Für Vocals, Bass und Drums: die Einsatzorte des Kompressors
Dieses Tool ist ein echter Allrounder. Ob Stimme oder Instrumente – er ist auf mehrere Anwendungen ausgelegt und äußerst hilfreich:
Würden wir das Tonsignal einfach ohne Kompressor verstärken, würden auch die unerwünschten Ausreißer und Störgeräusche der Tonspur mitwachsen.
Du siehst starke Ausschläge auf deiner Aufnahme? Mit dem Kompressor bekommst du deinen Sound gleichmäßiger hin:
- er bügelt Ausreißer beim Gesang aus,
- er sorgt für einen klareren Sound der Snare,
- er reduziert Störgeräusche beim Bass.
Wie genau das im Einzelnen aussieht, erfährst du in unseren Homerecording Basics.
Den Kompressor einzustellen ist nur eine von weiteren Komponenten beim Producing
Es gibt viele Gründe dafür, dass du selbst Musik produzieren willst. Entweder möchtest du die Kosten für ein teures Tonstudio sparen. Alles selbst in der Hand behalten. Oder, Überraschung, es macht dir einfach Spaß. So viel, dass du im Internet nach Know-how dazu suchst? Was auch immer deine Intention ist, wir wollen dir diesen Praxistipp mitgeben:
„Faustregel für Vocals: Erst mit dem EQ die Signale ‘säubern’, dann kommt der Kompressor. Bei Drums sieht das anders aus. Da beeinflusst der EQ vor dem Kompressor maßgeblich das Regelverhalten des Kompressors. Das ist oft nicht gewünscht. Da ist also der EQ hinter dem Kompressor besser.“
— Marco Drewes, Musiker und Techniker für IMG STAGELINE
Du willst die wichtigsten Frequenzen bei Vocals, Drums, Gitarre und Bass kennenlernen? Dann schau mal hier, in unserem Artikel rund um Equalizer-Einstellungen. Da erfährst du auch, was der EQ mit dem Kompressor noch zu tun hat.
Das Wichtigste zum Schluss: Vergiss den Spaß nicht
Egal, ob du die Einstellungen des Kompressors sofort durchdringst oder nicht. Es mit dem Reinfuchsen länger oder kürzer dauert: In erster Linie sollte immer die unverkrampfte Freude beim Musikmachen und für das Sounddesign im Vordergrund stehen. Also: Mach dich nicht verrückt und immer schön locker durch die Hose atmen.
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- 18.05.2019
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