Die 5 effektivsten Kreativtechniken fürs Songwriting

Von wegen „Gab’s alles schon“: So unterstützt ihr euch gegenseitig beim Komponieren und Texten

 

Manchmal ist da diese eine Idee, dieses eine Thema, das ihr musikalisch umsetzen wollt – aber es fehlt die Inspiration, einen ganzen Song daraus zu machen? Kann passieren. Wir haben fünf Kreativtechniken, die euren Schreibprozess durch neue Impulse fördern und nichts kosten.

1. „Stillstand lähmt! Schreibt eure Songs an unterschiedlichen Orten und testet neue Instrumente“,

 
sagt Nils von The Hirsch Effekt

„Mir hilft es, wenn ich an unterschiedlichen Orten schreibe. Immer nur den gleichen Bildschirm am gleichen Ort anschauen, das lähmt die Kreativität. Verändert also eure Umgebung. Sonst kommt das Gehirn irgendwann in den Modus, immer das Gleiche zu tun, wie bei einem Bürojob. Vielleicht mietet ihr euch als Band mal ein Ferienhaus für ein paar Tage, wenn ihr ganz konsequent sein wollt sogar ohne Internetzugang. Die potenziellen Orte zum Schreiben sind ja heute unendlich. Wir leben in einer Zeit, in der vieles transportabel ist, zum Beispiel der Laptop und das winzige Recording-Interface für ca. 80 € zum Aufnehmen.“

Das Klischee des Lyrikers, der im Café schreibt, ist gar nicht so abwegig. In einem Café gibt es viele Einflüsse von außen – alles potenzielle Inspirationen. Die ausgelassene Seniorengruppe bei Kaffee und Kuchen, das Pärchen, das Instagram-Fotos mit dem Plunder macht, die maßlos unterforderte Kunststudentin hinter dem Tresen, kurz: das Leben. Schreib es auf.

2. Mapping: visualisiert eure Gedanken-Schnipsel

Wer jetzt befürchtet hat, malen oder zeichnen zu müssen, darf durchatmen. Mit Mapping meinen wir verschiedene Arten der Mindmap. Aber fürs Songwriting? Anschaulicher ist vielleicht die deutsche Bezeichnung: Gedankenlandkarte. In der Mitte ist dein Hauptgedanke für den Song. Dann gehen in den einzelnen Straßen davon Assoziationen mit dem Hauptgedanken ab. Das kann zu Zeilen oder ganzen Strophen führen. Oder es hilft euch einfach nur, eure kreativen Gedanken zu sortieren. Manchmal muss auch einfach ein wenig Ballast aus dem Kopf und die Kreativität rutscht dann nach.


Beispiel für eine Gedankenlandkarte zu einem neuen Song:


3. Archivarbeit: sammelt eure Ideen methodisch an einem zentralen Ort

Nennt es Ideenbuch, Kreativmappe oder sonstwie, aber schreibt gute Gedanken sofort auf. Im Alltag kommen euch immer wieder Ideen, unter der Dusche, im Bus, an der Theke - lasst sie nicht entwischen. Nutzt ein kleines Notizbuch, eine App oder schickt euch selbst Sprachnachrichten über Gedankenfetzen, Lyrik-Ideen oder ein Riff. Und bei der nächsten Schreibblockade blättert oder hört ihr euren Kreativ-Schatz einmal durch. Das hat tolle Nebeneffekte:

  • Du schreibst dir den Kopf leer und hast mehr Freiheit für neue Gedanken.
  • Manche Songideen reifen mit der Zeit. Nach ein paar Wochen kannst du neu ansetzen und den Song zu Ende schreiben.
  • Durch dein Archiv kannst du mehrere Songideen miteinander verschmelzen lassen.
  • Du dokumentierst deinen Fortschritt mit der Zeit.

4. Rec 'n' Roll: Feinschliff kommt später, Kreation kommt vorher

Vielleicht sagt euch der Begriff Freewriting etwas. Freewriting bedeutet, ein leeres Blatt zu nehmen und einfach drauflos zu schreiben. Ihr schreibt dabei in einem Fluss, ohne Pause, genau die Gedanken auf, die euch kommen. Das muss erstmal keinen Sinn ergeben und erst recht keine Struktur haben. Die Hauptsache ist, dass ihr euren ganzen spontanen Gedankenfluss auf ein Blatt schüttet. Dafür legt ihr eine Zeit fest, zum Beispiel 5 Minuten. Und dann schreibt ihr 5 Minuten, ohne abzusetzen. Das funktioniert für Lyrics, aber auch instrumentales Songwriting. Nehmt euch ein Mikrofon und ein Recording-Interface , schmeißt das Metronom an und klimpert einfach drauf los, 5 Minuten, ohne aufzuhören.

Alea ist das lateinische Wort für Würfel oder Zufall. In der Aleatorik werden die Töne für ein Stück gewürfelt, es entsteht also eine zufällige Folge von Tönen. Das kann dir helfen, Songs zu schreiben. Wie? Dein Kopf will Ordnung. Die zufällige, chaotische Folge von Tönen wird deinen Kopf anstrengen, er wird versuchen, Ordnung zu schaffen. So kommen dir aus dem Zufall neue Inspirationen für Melodien und Riffs.

Starte zum Beispiel mit der Rhythmusgitarre. Überlege dir einen Takt und einen Rhythmus. Fang im 4/4 an und spiel einfach Achtelnoten in 90 bpm. Dann entscheide dich für eine Tonleiter. Nun nimm zwei Würfel und notiere immer den Ton der Tonleiter, den du gewürfelt hast. Wenn du eine 5 wirfst ist es auf der Durtonleiter also ein g, bei einer 11 fängst du vorne wieder an und es ist ein e. Du spielst nach Tabulatur? Dann nutze Powerakkorde oder den Grundton je nach Würfelergebnis: Fünf auf dem Würfel bedeutet fünfter Bund.

5. Brainwalking: Verteile deine Gedanken im Raum und remixe sie

Brainwalking ist ein bisschen wie eine dezentrale 3D-Mindmap in deiner Wohnung. Du verteilst mehrere DIN-A4-Blätter in deiner Wohnung. Häng sie so an die Wand, dass du draufschreiben kannst. Dann gehst du in deiner Wohnung umher, hörst vielleicht ein bisschen Musik und schreibst deine Gedanken abwechselnd auf die Blätter. Lass deine Assoziationen fließen, bewerte nichts. Geh am besten eine feste Route durch deine Wohnung. Einerseits ist das wie Brainstorming mit Bewegung. Andererseits mischst du durch die sich abwechselnden Blätter deine Gedanken neu. Wenn du bei Blatt 6 fertig bist und wieder beim ersten Blatt anfängst, siehst du einen älteren Gedankenfetzen vielleicht in ganz neuem Licht. Der Effekt ist noch stärker, wenn du die Blätter ein paar Tage hängen lässt und immer wieder mal eine Runde drehst. Mach einen Brainwalk morgens und einen abends. Das ist wie ein dauerhafter Remix deiner kreativen Gedanken.

Wir hoffen, eine dieser Kreativtechniken hilft dir beim Schreiben. Stöbere doch weiter im Magazin von IMG STAGELINE. Wir schreiben hier in Zusammenarbeit mit unseren Endorsement-Bands Inhalte über Recording, Tontechnik und das Musicbusiness.

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