CALDERA-T6
Unser neues Highlight für euer Studio
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Das Mastering ist für viele DIY-Musiker und Home-Recording-Starter ein großes Mysterium. Klar, einen Song aufnehmen kann heutzutage fast jeder – die Technik ist bezahlbar und die ersten Töne sind schnell eingespielt. Musik abmischen ist zwar eine Kunst – mit Geduld, Leidenschaft und einer Freeware sind aber schnell erste Schritte gemacht. Und Mastering? Fast jeder Musiker kennt das Wort und weiß, dass es wichtig ist. Bei Erklärungen wird es dann schon schwieriger. Alleine, dass es die Berufsbezeichnung Mastering Engineer gibt, zeigt: Da ist mehr als einfach noch mal nachmischen. Hier erklären wir, was genau.
Vereinfacht gesagt ist Mastering die Endbearbeitung eines aufgenommenen Tracks. Der letzte Schritt der Post Production. Das Abmischen vorher konzentriert sich auf einzelne Elemente innerhalb der Audiospuren, „klebt“ die einzelnen Spuren zusammen. Beim Abmischen wächst der Song zusammen. Das Mastering poliert das Gesamtkunstwerk noch einmal. Audio-Mastering wird fast immer von einem anderen Mischer gemacht als der Rest des Mixings. Mastering hat zwei Ziele:
Das Wichtigste bei der Unterscheidung zwischen Abmischen und Mastern ist, dass letzteres dem fertigen(!) Produkt den letzten Schliff verleiht. Es gibt eine tolle Analogie: Mastering ist wie Photoshop für Audio. Ihr könnt euch eine tolle Kamera kaufen, Fotografier-Kurse machen, das perfekte Bild schießen, aber manchmal fehlt trotzdem der allerletzte Schliff. Es war ein Fleck auf der Linse, die Beleuchtung war nicht perfekt. Ein erfahrener Mediengestalter kann in Photoshop die letzten Anpassungen machen, damit das Foto sein volles Potenzial entfaltet. Das ist Mastering.
Wenn ihr einen Song abgemischt habt, seid ihr irgendwann betriebsblind für bestimmte Nuancen. Vor allem, wenn ihr den Song auch noch selbst eingespielt habt. Außerdem ermüden eure Ohren, selbst wenn ihr beim Abmischen leise abhört (und das solltet ihr – am besten zwischen 75 und 85 dBspl, decibel sound pressure level). Mastering ist zwar auch ein Teil des Mixings, sollte aber von oder zumindest mit einem zweiten Paar Ohren erfolgen. Das bedeutet nicht, dass es immer ein Profi machen muss. Ihr könntet euch mit einer befreundeten Band zusammentun und eure Tracks gegenseitig mastern. Wenn ihr es wirklich selbst machen wollt: Lasst mindestens 48 Stunden zwischen Mixing und Mastering vergehen.
Unterschätzt niemals den kreativen Input eines zweiten (oder ausgeruhten) Ohrenpaars – auch in den Endzügen des Mixings nicht.
Es gibt ein paar Punkte, die ihr beachten könnt, um es im Mastering leichter zu haben. Oder es den Mastering-Engineer einfacher zu machen. Genauer: Es gibt einige Sachen, die ihr einfach nicht machen solltet, bevor der Song ins Mastering geht.
Nehmt unbedingt in der höchsten Auflösung auf und mischt auch in der höchsten Auflösung ab. Keine Sampleraten-Konvertierung. Also: mit 24 Bit/48 kHz aufnehmen und in der gleichen Auflösung mastern (lassen).
Vermeidet Clipping um jeden Preis. Auch das Mastering bringt keine Transienten zurück, die das Clipping abgesägt hat. Widersteht der Versuchung, den Song im Mixing einfach lauter zu machen. Das passiert im Mastering, wenn die Spuren noch genug Headroom haben.
Vermeidet im Mixing Multiband-Kompressoren, wenn ihr nicht ganz, ganz genau wisst, was ihr tut. Unüberlegtes Mixing mit Multiband-Kompressoren kann die Balance des Tracks zunichte machen. Überlasst es dem Mastering-Profi und arbeitet mit anderen Instrumenten.
Ver- und bearbeitet im Mixing den Bus nicht zu stark mit Kompressor, Limiter oder EQs. Das macht der Mastering-Profi. Was ihr hier im Mix vergurkt, bekommt das Mastering nicht wieder hin.
Der erste Hör-Durchlauf (mit etwas zeitlicher Distanz) ist der wichtigste! Setzt euch in Ruhe hin, nehmt euch einen Notizblock. Hört aufmerksam das erste Mal den fertig gemischten Track an. Stellt euch diese Fragen:
Hört den Track danach auf so vielen unterschiedlichen Soundquellen wie möglich: auf dem Smartphone, im Auto, auf PC-Lautsprechern, über eine PA-Anlage. Fragt euch vielleicht sogar, auf welchem Medium euer Song am häufigsten gehört wird. Eine Umfrage von AudienceNet zeigt: 70 % der Befragten hören Musik im Auto – das macht das Auto zur Musikquelle Nr 1 – nicht etwa die Highend-Boxen in irgendeinem Wohnzimmer oder einem Club.
Wenn Kosten oder Zeitaufwand für euch ein Problem sind, gibt es auch automatisierte Mastering-Services wie LANDR oder Aria. Das sollte aber nur der letzte Ausweg sein. Diese Services werden nie so gut sein wie ein Paar geschulte menschliche Ohren – zumal ein menschlicher Ansprechpartner fehlt, mit dem sich Musiker beraten können. Allerdings geht es (sehr) schnell und ist relativ günstig. Andererseits: Wer die Hintergründe des Mastering lernt, lernt auch etwas über Soundtechnik.
Die meisten Musiker nutzen bewusst oder unbewusst Referenz-Tracks beim Mischen und Mastern. Klar, niemand will einen Style kopieren. Es ist aber auch niemand unbeeinflusst. Wir haben immer Vorbilder und musikalische Wurzeln in anderen Bands und Künstlern. Macht es ganz bewusst und schaut euch im Graphic Analyzer sowohl euren Track als auch den wichtigsten Referenz-Track an. So könnt ihr neben euren Ohren auch eure Augen benutzen, um Problemzonen zu finden. Schaut nach Tälern und Spitzen, die euch verdächtig vorkommen, und hört diese einzeln ab. Beachtet: Jeder Song hat ein individuelles Frequenzspektrum. Ein direktes Angleichen von Songs ist nicht sinnvoll. Es ist lediglich ein Gedankenanstoß.
Schon wieder komprimieren? Haben wir das im Mix nicht (genug) gemacht? Ja, aber die Kompression einzelner Instrumente ist etwas anderes, als eine Bus-Spur zu komprimieren. „Mix Bus Compression“ ist also die Kompression nach dem Mixdown, die noch mal den ganzen Track andicken soll. Wie das geht? Hier eine mögliche Vorgehensweise, bei der ihr Attack und Release langsam, Schritt für Schritt, aneinander annähert, bis das Ereignis optimal klingt. Dabei ist die Reihenfolge wichtig:
Achtet außerdem darauf, welche Kompressor ihr nehmt. Nicht alle eignen sich fürs Mastering. Oft heißen Mastering-Kompressoren explizit „Bus Compressor“ oder ähnlich.
Es bleibt aber die Faustregel: Weniger ist mehr!
Stellt euch vor, ihr wollt nur einen ganz bestimmten Bereich einer Soundgruppe bearbeiten. Mit einem Multiband-Kompressor könnt ihr gezielt nur einen bestimmten Frequenzbereich komprimieren statt den gesamten Track. Ein Multiband-Kompressor funktioniert wie ein normaler Kompressor mit Threshold, Ratio und so weiter. Ihr stellt lediglich den Frequenzbereich ein, auf den er wirken soll. So könnt ihr ohne Probleme eine Gain-Reduktion von 4 dB auf den Bereich zwischen 150 und 200 Hz einstellen. Ein Audio-Skalpell!
Nutzt im Mastering am besten einen Linear Phase EQ („phasenlinearer Equalizer“), da wir sehr schmale, subtile Absenkungen oder Anhebungen vornehmen möchten. Ein Beispiel wäre, dass wir die Resonanzfrequenz einer Snare entfernen möchten. Bei anderen EQs hätten wir das Problem, dass sich die Phasenverschiebung auch merklich auf die Frequenzen rund um die Problem-Frequenz auswirken würde. Ein linearer Phasen-EQ entfernt die störende Resonanz, ohne dass sich der gesamte Sound der Snare verändert. Grundregel: Absenken (subtraktive Entzerrung) ist für das Ohr angenehmer als anheben. Wenn ihr einen bestimmten Frequenzbereich betonen wollt, ist es oft effektiver, stattdessen die Frequenzen um, unter oder über diesem Band abzusenken. Keine Angst, Lautstärke bekommt ihr durch den Limiter wieder rein.
Überlegt für die Praxis konkret, welchen Eindruck ihr bei Schritt 1 hattet
So bearbeitet ihr mit dem EQ verschiedene Baustellen:
Der Limiter sollte das letzte Plug-in in der Kette sein. Er sorgt für extra Muskelkraft auf dem fertigen Track. Eure Spur sollte sich um 0 dB einpegeln. Wir schauen uns also zuerst einmal den Ausgangspegel an. Diesen sollten wir auf -0,5 dB begrenzen. So vermeiden wir auch dort Clipping, wo ein Soundsystem noch Gain selbst hinzufügt.
Im Grunde geht ihr dann so ähnlich vor wie beim Kompressor aus Schritt 3: Startet mit vorsichtigen Anfangswerten bei Attack (100 ms), Release (500 ms) und Input Gain (8-10 dB Gain-Reduktion). Dann arbeitet ihr euch langsam vor, bis ihr euer Optimum, euren persönlichen Sweet Spot erreicht.
Die Kurzfassung: Für druckvolle, tiefe Bässe im Mastering habt ihr 4 Möglichkeiten.
einen Resonanzfilter mit einem Hochpassfilter um 20 Hz verwenden
harmonische Verzerrungen nutzen
einen Subfrequenzgenerator (sub-frequency generator, oft nur „sub generator“) nutzen
die Obertöne direkt über euren tiefen Frequenzen komprimieren und verstärken
Bass im Mastering: per Equalizer
Die relevanten tiefen Frequenzen für das Mastering liegen zwischen 25 Hz und 70 Hz. Hier gilt es also, zu unterstützen. Was viele Einsteiger nicht ahnen: Es gibt Equalizer, die speziell für die Verstärkung von Sub-Bass-Frequenzen entwickelt sind. Ein Beispiel ist der Brainworx bx_subfilter. Das Plugin nutzt einen Resonanzfilter, um die entsprechenden Frequenzen zu stärken. Wenn ihr kein entsprechendes Plugin habt oder nutzen wollt, nutzt einen normalen Equalizer im Linear-Phase-Modus. Verstärkt den Bereich von 25–70Hz. Zusätzlich könnt ihr den Bereich bis 20 Hz mit einem Hochpassfilter abschwächen. Das reduziert die Phasenauslöschung. Schließlich könnt ihr das Signal noch in Mitten und Seiten konvertieren. Wenn Ihr das macht, hört euch den Tieftonbereich der Seiten an. Checkt, ob ein Teil des Signals verloren gegangen ist. Wenn ja, schnibbelt das Seitenbild bis 70 Hz ab, damit ihr die tiefen Frequenzen in mono habt. Andernfalls kommt es zu Phasenauslöschungen, die die Wirkung der tiefen Frequenzen stark abschwächen können. Auch hier nutzt ihr am besten die lineare Phase für ein besonders gezieltes Equalizing.
Bass im Mastering: durch Sättigung („Saturation“)
Wenn ihr tiefe Frequenzen sättigt, ist es ideal, wenn ihr die Sättigung isoliert nur auf genau die passenden tiefen Frequenzbereich beschränken könnt. Dabei helfen Tools wie der FabFilter Saturn 2. Erstellt damit ein eigenes Band nur für die unteren Frequenzen. Nach und nach könnt ihr harmonische Angleichungen vornehmen und Obertöne erzeugen, die den Grundton besser hörbar machen. Angenommen, unsere Frequenz liegt bei 30 Hz, und wir sättigen das Signal. Wenn wir eine Oberwelle zweiter und dritter Ordnung (was heißt das denn?) erhalten, bedeutet dies, dass wir auch 60 Hz und 90 Hz verstärken werden. Diese Obertöne, die sich auf die Grundfrequenz beziehen, bewirken einen psychoakustischen Effekt, bei dem unser Kopf die Grundfrequenz erzeugt. Das wiederum führt dazu, dass sie leichter zu hören ist oder zumindest als dominanter wahrgenommen wird. Experimentiert ein wenig, welche Sättigung am besten funktioniert.
Bass im Mastering: Verwendung eines Generators für tief(st)e Frequenzen
Es kann vorkommen, dass die tiefen Frequenzen im Mix völlig fehlen. In diesem Fall ist es egal, wie stark Ihr zwischen 30 Hz und 70 Hz verstärkt, weil es nichts zu verstärken gibt. Die Lösung: ein Subfrequenzgenerator. Während typische Verzerrungs- und Sättigungs-Plugins die Obertöne oberhalb der Grundfrequenz verstärken, erzeugt ein Subfrequenzgenerator eine Frequenz unterhalb der Grundfrequenz. Dazu misst er das Signal, findet die Grundwelle und erzeugt dann eine in der Tonhöhe verschobene Version weiter unten im Spektrum. Ihr werdet merken: diese neu erzeugte Frequenz ist die Hälfte der Frequenz der ursprünglichen Grundfrequenz. Auch hierfür gibt es Plugins.
Bass im Mastering: komprimieren und Verstärken von Obertönen der tiefen Frequenzen
Es gibt Plugins, die komprimieren und verstärken gezielt Obertöne in den tiefen Frequenzen. Anstatt die tiefen Frequenzen selbst zu erzeugen, erzeugen diese Plugins Obertöne zu den entsprechenden Frequenzen. Das ist ähnlich wie ein „Saturator“, aber einheitlicher und zielgerichteter. Ein Beispiel ist MaxxBass. Das Ergebnis ist, dass der Hörer die grundlegenden tiefen Frequenzen besser wahrnimmt. Ihr könnt die Amplitude dieser erzeugten Obertöne auch mit dem Originalsignal mischen und beide einzeln abhören. So entsteht ein deutlicher Eindruck davon, wie diese sich auf das Signal auswirken. Derartige Plugins machen nicht nur die tiefen Frequenzen besser hörbar, sondern helfen euch auch bei Lautsprechern, die keine gute Tieftonwiedergabe haben. Denn der Effekt des Plugins ist psychoakustisch: Euer Kopf erzeugt den Grundton, wenn die richtigen Obertöne vorhanden sind, auch wenn der Grundton eigentlich nicht da ist.
Bildquelle Headergrafik: © peach_fotolia - AdobeStock
Mit diesen Tipps solltet ihr eure ersten Erfahrungen im Mastering machen können. Denkt immer daran: Nicht umsonst macht das Mastering meist ein anderer Techniker als das eigentliche Abmischen. Echte Magie birgt vor allem der Abstand vom eigenen Mix.