MEQ-115/SW
- 2-Kanal-Version, 2 x 15 Frequenzregler im 2/3 Oktavabstand
- Regelbereich umschaltbar ±6/±12 dB
Egal, ob ihr im semi-professionellen Studio oder in eurem Schlafzimmer einen Mix erstellt: Der EQ ist ein wichtiges, aber schwer zu fassendes Werkzeug - vor allem für das Sounddesign. Unabhängig vom Recording der Spuren gibt es bei allen Instrumenten einige grundlegende Frequenzbereiche, auf die Ihr beim Arbeiten mit dem Equalizer achten müsst. In diesem umfassenden Leitfaden nehmen wir diese Frequenzen für euch genau unter die Lupe.
Wir alle haben schon von tiefen Mitten, Subbass und Growl gehört. Diese Vokabeln (und viele weitere) fallen schnell, wenn sich Musiker und Fans über Musik unterhalten: Der Sound war so knackig, die Bässe so herb, die Vocals echt fies (bedeutet: gut). Aber was sind Bässe eigentlich? Tiefe Frequenzen? Wie tief denn? Oder ist die Bassgitarre gemeint? Wir versuchen eine Arbeitsdefinition:
Subbass oder Tiefbass: alles unter 60 Hz
Bass: 60–150 Hz – alles, was höher ist, ist kein Bass mehr, egal von welchem Instrument.
Tiefe/untere Mitten: 150–800 Hz
Mitten: alles um die 1 kHz, das ist aber besonders kontrovers unter Musikern
Hohe/obere Mitten: oberhalb von 1,6 kHz, bis 3 kHz
Höhen: ab 3-kHz-Marke
luftige Höhen/Superhochtonbereich: alles über 14 kHz
Wer über Equalizer und Frequenzen spricht, muss auch über Filter nachdenken. Die vier wichtigsten:
Ihr solltet schon vor der ersten Aufnahmesession eine gute Vorstellung von eurem angestrebten Sound haben. Wenn ihr zum Beispiel ein Mikrofon mit einer gerichteten Charakteristik benutzt und sehr nah rangeht (5–10 cm), bekommt ihr meist einen wärmeren, voluminöseren Sound, die Ursache dafür ist der Nahbesprechungseffekt. Ein klarer, offener, luftiger Klang entsteht mit einem Großmembran-Kondensatormikrofon, von dem ihr ein wenig Abstand (10–20 cm) beim Singen haltet. Auch die Wahl des Raums, die Mikrofonierung und die Akustik sind wichtig.
Denkt daran: Der Grundklang der Gesangsspur kommt – ihr ahnt es – vom Gesang. Der Equalizer ist ein Mittel, um nachzubessern, nicht um eine komplett „neue“ Stimme zu produzieren.
Die wichtigen Frequenzen für die Vocals:
Der Frequenzbereich der menschlichen Stimme liegt etwa zwischen 80 Hz-12 kHz, im Obertonbereich sogar zum Teil noch höher.
Es gibt das Sprichwort: Cut before you boost. Aber Vorsicht!
Auf deutsch etwa: lieber absenken/wegschneiden (cut) als anheben (boost). Für wärmere Vocals solltet ihr also die Höhen absenken, anstatt die Tiefen zu verstärken. Generell gilt: Wenn etwas besser klingen soll, solltet ihr lieber Frequenzen absenken. Denn wenn ihr Frequenzen anhebt, verändert ihr den Klang und Charakter maßgeblich (was aber auch gewollt sein kann). Und ihr macht Teile der Spur oder die ganze Spur lauter, nehmt ihr gewissermaßen damit die Luft zum Atmen (Stichwort: Dynamikbegrenzung). Schaut in der Spur auch nach störenden Raumresonanzen und senkt die betreffenden Frequenzen ab.
„Faustregel für Vocals: Erst mit dem EQ die Signale „säubern“, dann kommt der Kompressor. Bei Drums sieht das anders aus. Da beeinflusst der EQ vor dem Kompressor maßgeblich das Regelverhalten des Kompressors. Das ist oft nicht gewünscht. Da ist also der EQ hinter dem Kompressor besser.“
— Marco Drewes, Musiker und Techniker für IMG STAGELINE
Anhebungen von mehr als 5 dB sind gefährlich
Die 5 dB können natürlich nur ein Richtwert sein. Aber es ist eine gute Selbstkontrolle, damit der Gesang natürlich klingt. Sehr starke Erhöhungen und Absenkungen führen zwar subjektiv im Mixing zu klaren Ergebnissen, kommen unbeteiligten Zuhörern aber meist seltsam vor.
Der Schlagzeugsound ist die Lokomotive eures Mixes. Jeder Drum-Mix ist ein wenig anders. Die Komplexität liegt darin, dass das Drumset im Grunde eine Gruppe verschiedener Instrumente ist, die zusammen funktionieren müssen.
Equalizer einstellen für die Kick-Drum
Hier wollen wir meist einen fetten, basslastigen Punch aus den tiefen Frequenzen in Kombination mit einem treibenden Kick aus den Mitten. Die Nuancen gehen so:
Equalizer einstellen für die Snare-Drum
Vieles, was wir hier schreiben, lässt sich auf andere Teile des Drumsets übertragen. Alles aber nicht.
Snares erzeugen gerne Obertöne, die wir nicht wollen. Das ist so ein leichtes Scheppern und Klingeln, das den Mix stört. Um das zu beheben, geht ihr so vor: Nutzt einen separaten EQ. Stellt einen niedrigen Q-Faktor ein. Erhöht den Pegel ganz nach oben (ruhig +10 dB). Jetzt hört ihr einmal mit einem Parametrischen Equalizer das komplette Frequenzspektrum ab. Die Störfrequenz wird besonders nervig klingen. Die könnt ihr dann absenken. Das macht ihr so oft, bis die unerwünschten Frequenzen raus sind.
Bei der Snare sind folgende weitere Frequenzen interessant:
Equalizer einstellen für die Toms
Bei den Toms ist es recht einfach. Wir wollen hier ordentlich Druck einerseits und etwas weniger das Klappern der Kessel. Das Klappern beseitigt ihr, indem ihr ein paar Mitten beschneidet. Den Punch kriegt ihr, indem ihr zwischen 5 kHz und 7 kHz anhebt, je nach Größe des Toms. Bei größeren sind es eher die höheren Frequenzen.
Je nach Geschmack stärken wir die Bässe. Auch das ist abhängig vom Durchmesser der Tom. Stand-Toms klingen voller, wenn sie bei sehr niedrigen Frequenzen geboostet werden, zum Beispiel bei 80 Hz, während kleinere Toms eher um 250 Hz einen Boost brauchen
Die Gitarre hat einen so großen Tonumfang, dass sie oft in die Frequenzen der anderen Instrumente reinfunkt. Ihr müsst also viele Grenzen beachten. Hier kann ein Spektrum-Analyzer (auch: RTA, Real Time Analyzer) helfen, die jeweiligen Frequenzen der einzelnen Instrumente zu visualisieren. Der ist auch bei anderen Instrumenten im Mix mindestens interessant, oft auch hilfreich. Letztendlich entscheidet aber natürlich das Ohr.
Ein wichtiger Schritt für bessere Mixes ist ein optimierter Tiefbass-Anteil, soweit man in der Kunst von einem Optimum sprechen kann. Zu viel Bass kann einen Mix matschig und schwammig machen, zu wenig macht den Mix dünn und blutleer.
Hochpassfilter (HPF)
Unterschätzt niemals das Hochpassfilter (HPF), wenn es um Bassgitarre oder andere Instrumente geht, bei denen der Tiefbass wichtig ist, zum Beispiel Bassdrum oder Keyboard. Ihr könnt den HPF nutzen, um der Bassgitarre Raum zu reservieren, indem ihr bei Instrumenten, bei denen der Tiefbass keine Rolle spielt, ein HPF an sinnvoller Stelle setzt. Viele Mischpulte und Konsolen haben einen HPF in ihrem Kanalzug, oft um 80 Hz. Der HPF ist besonders nützlich bei der Aufnahme von Instrumenten mit wenig Tiefbass, wie Hi-Hats. Auch für einen Sänger ist der einzige Klang um 80 Hz das Rumpeln des Mikrofonständers oder die Resonanz der Holzbühne, verursacht durch den taktklopfenden Fuß. Also: Weg mit den Körperschallgeräuschen! Verschafft den Bässen Luft, in dem ihr andere Instrumente durch das Hochpassfilter jagt.
Allerdings sind HPF nicht nur für Instrumente mit mittleren und hohen Frequenzen reserviert. Die Verwendung eines HPFs zum sanften Absenken des Subbassbereichs einer Bassgitarre kann das untere Ende eines Mixes stark verbessern. Der Einsatz eines HPFs bei einer Bassgitarre zwischen 40 und 50 Hz kann einen großen Unterschied machen. Denn: Eine Anhäufung von Subbass-Anteilen ist meist schlecht. Der gesamte Tiefbass verschmilzt zu einem matschigen, unartikulierten Durcheinander, Instrumente sind dann kaum zu unterscheiden. Außerdem sind viele Heim-Lautsprecher nicht dafür ausgelegt, Subbass unter 60 Hz wiederzugeben. Hier ist der HPF ein gutes Putzmittel!
Tiefpassfilter (LPF)
Die Grundtonfrequenzen einer 4-saitigen Bassgitarre in Normalstimmung liegen etwa zwischen 40 Hz und 400 Hz. Ansonsten hat die Bassgitarre zusätzliche Obertöne, die bis 5 kHz hoch reichen. In diesem Fall ist ein Tiefpassfilter (LPF) ein mächtiges Werkzeug. Genau wie ein HPF die tiefen Frequenzen unterdrückt, unterdrückt ein LPF die hohen Frequenzen. Da bei einer Bassgitarre nur wenige wesentliche Obertöne jenseits von 5 kHz vorhanden sind, wird durch das Filtern der Höhen das Instrument in seinen eigenen Raum gestellt. So nehmt ihr es aus dem Wettbewerb mit anderen Mischelementen, die von Mitten dominiert sind
Kick und Bassgitarre gehören im Mix zusammen
Entweder die Kick-Drum oder die Bassgitarre sollte die Führung im unteren Bereich des Mixes übernehmen. Wenn ihr beide in ähnlicher Weise auspegelt, kämpfen die beiden um den Platz im Mix, das führt wiederum zu einem unartikulierten Bassbereich. In vielen Fällen können beide dank des Equalizers ihren eigenen Raum im Mix haben. Das heißt, wenn ihr die Kick bei 100 Hz anhebt, könnt ihr die Bassgitarre bei 100 Hz absenken. Wenn ihr die Bassgitarre bei 500 Hz anhebt, solltet ihr die Kick bei 500 Hz absenken, um zu verhindern, dass die beiden sich gegenseitig den Platz im Mix streitig machen. Eurer Equalizing hängt letztlich davon ab, welches Instrument ihr für den Low-End-Groove auswählt. Aber die beiden sollten zusammenarbeiten und sich nicht gegenseitig Konkurrenz machen.
Wichtige Frequenzbereiche für den Bass-EQ
Hier wieder, wie bei allen anderen Instrumenten, der Spickzettel für die Frequenzen:
Phasenprobleme entstehen oft, wenn mehrere Mikrofone gleichzeitig dasselbe Signal aufnehmen. Diese Probleme können den Klang matschig und leblos wirken lassen. Beim Equalizing im Home Recording kannst du Phasenprobleme teilweise beheben, indem du Frequenzbereiche absenkst, die zu Auslöschungen führen. Eine präzise EQ-Anwendung kann helfen, die Klarheit wiederherzustellen, indem du zum Beispiel mit phasenverschiebenden EQs arbeitest, die die Phasenlage bestimmter Frequenzen gezielt anpassen. Wichtig ist, dass du dabei vorsichtig vorgehst und deine Änderungen gut abhörst, um sicherzustellen, dass du die Klangqualität tatsächlich verbesserst und nicht verschlechterst.
Das Abmischen ist eher eine Kunst als eine Wissenschaft. Betrachtet diese Anleitung als Vorschlag, nicht als Allheilmittel. Letztlich bringt es euch am meisten, einfach mal frei zu experimentieren und wild – oder manchmal besser vorsichtig – an eurem Mix auszuprobieren, was gut oder weniger gut klingt. Auch aus schlechten Mixes könnt ihr lernen! Guter Klang ist relativ und die Geschmäcker sind nun mal verschieden. Deshalb gehört zum Mixing immer eine Portion Bauchentscheidung und eine große Prise Subjektivität. Seid mutig!
Ein bisschen mehr Inspiration liefern dieser Artikel zum Mixdown und unsere Basics für gutes Homerecording.
Bildquelle Headergrafik: © strukt - Adobe Stock