Einen Slot auf einem Festival spielen

Von Soundcheck über Timing bis hin zur Showtime

Sommerzeit ist Festivalzeit! Und wie gut ist es bitte, wenn euer Name auf den Plakaten der jeweiligen Open-Air-Events steht und ihr in der Running Order auftaucht. Im Vergleich zu einem Clubkonzert teilt ihr euch die Bühne mit mehreren Acts. Ihr seid in der Spielzeit stärker limitiert und tretet vielleicht vor Publikum auf, das euch noch nicht kennt. Erfahrungen damit haben Sloppy Joe’s. Die Band ist gerade vom Rock For Animal Rights zurück und hat in ihrer Bandgeschichte bereits auf vielen Festivals gespielt. Wir wollten von Sänger Jesse Garon wissen, worauf es bei Festival-Auftritten ankommt.

Klärt technische Details im Vorfeld – für weniger Stress vor Ort

Das wohl entscheidendste Element bei eurem Gig ist euer Sound. Deshalb, lange bevor ihr einen Fuß aufs Festivalgelände setzt: Klärt am besten, welche Voraussetzungen eurer Auftritt erfordert. Am einfachsten geht das mit einem Technical Rider, den ihr dem Veranstalter schickt. Darin steht, wie euer Set-up aussieht. Dann können Tontechniker und Mischer später auf einen Blick erfassen, mit welchen Instrumenten ihr anrückt und welches Equipment ihr vor Ort benötigt.

 

„Wir haben unseren Technical Rider immer noch mal ausgedruckt dabei. Denn es passiert häufig, dass der Tontechniker vorher keinen Blick darauf werfen konnte.“

Braucht ihr bestimmte Lichteffekte oder eine bestimmte Beleuchtung?

Neben dem Tech Rider könnt ihr auch mit einem Light Rider arbeiten. In dieser Bühnenanweisung steht, wie das Licht zu eurem Auftritt aussehen soll. Das ist hilfreich, wenn:

  • ihr im Dunklen auftretet
  • Licht und Sound zu eurem Showkonzept gehören

Habt ihr Einfluss auf euer Bühnenbild und könnt es gestalten?

Checkt, ob und wie ihr euer Backdrop aufhängen könnt. Dann ist für das Publikum sofort ersichtlich, welche Band gerade auf der Bühne steht.

Nehmt euch auf dem Festivalgelände ein bisschen Zeit, um euch erst mal zu orientieren

Sowohl Festivals als auch Bands sind verschieden. Je nach Größe und Timetable gibt es Bands, die sich vorher Auftritte anderer Musiker ansehen. Die über das Festival streifen und so viele Kontakte wie möglich knüpfen. Oder die, die sofort backstage verschwinden und sich bis zu ihrer Spielzeit nicht mehr blicken lassen.

Sloppy Joe’s erkunden als Erstes das Festivalgelände. So bekommen sie ein Gefühl für das Festival und können die Atmosphäre aufsaugen. Danach inspizieren sie die Bühne und schauen, wo es was zu essen gibt und wo sich ihr Backstage-Bereich befindet.

Wo könnt ihr euren Merch platzieren und an die Fans bringen?

Ein wichtiger Teil des Geländes ist auch der Merch-Stand. Hier könnt ihr eure Sachen präsentieren, mit Fans ins Gespräch kommen und noch ein bisschen Geld einnehmen. Sloppy Joe’s haben ihre Shirts und Tonträger im Tourbus immer griffbereit.

 

„Das ist das Erste, was wir tun, bevor wir uns tatsächlich um die Musik kümmern: Wir bauen den Merch-Stand auf. Oder wir gucken, wo er ist, und übergeben unsere Sachen, damit sie da verkauft werden können.“

Habt euer Equipment parat, sobald es an den Soundcheck geht

Wenn ihr mit dem Gelände des Festivals vertraut seid, wisst ihr auch, wo ihr euren Tourbus oder das Auto ausladet. Stagehands sind Leute, die euch dabei helfen. Sie wissen auch, wo die Sachen bis zum Auftritt untergebracht werden. Und sie behalten den Überblick darüber, welcher Band was gehört. Das ist wichtig. Vor allem, wenn es abends dunkel wird und es bei den Umbauphasen etwas hektischer zugeht.

Was von eurem eigenen Equipment bringt ihr mit?

Sänger Jesse erklärt, dass Sloppy Joe’s immer ihre eigenen Gesangsmikros mitnehmen, weil sie sich damit am wohlsten fühlen. Zusätzlich bringen sie auch ihre eigene Stative mit. Mikros und Stative bauen sie vorher auf. So müssen sie nur noch die Mikroständer auf die Bühne stellen.

Welches fremde Equipment könnt ihr mitbenutzen?

Umbaupausen oder Change Over müssen bei Festivals zügig gehen, um die eng getakteten Zeitpläne einzuhalten. Deshalb teilen sich Bands vor allem das Schlagzeug. Allerdings tauschen sie meistens Fußmaschine, Snare und die Becken.

Soundcheck oder Linecheck – wofür ist Zeit?

Auf einem Festival stellt ihr euch oft einem neuen Publikum vor. Deshalb ist euer Sound beim Live-Auftritt entscheidend. Natürlich auch, um nicht gegen andere Bands „abzustinken“. Klärt am besten, wer für euch zuständig ist: Gibt es einen FOH-Tontechniker, der euren Sound einstellt? Oder gibt es einen Monitortechniker, der sich um euren Sound auf der Bühne kümmert? Gutes Monitoring ist wichtig, damit ihr euch auf der Bühne gut hört.

Je nach den Gegebenheiten macht ihr vor eurem Slot einen regulären Soundcheck. Manchmal ist ein Soundcheck nicht möglich – dann muss ein Linecheck reichen.

Jesse Garon, Sänger von Sloppy Joe’s

„Für einen Soundcheck sind wir oft schon am frühen Vormittag auf einem Festival, bevor es nachmittags losgeht. Der Soundcheck gibt uns ein gutes Gefühl. Denn wir fühlen uns am wohlsten, wenn wir wissen, dass unser Monitor und auch der Sound nach draußen gut klingt. Finden Soundchecks statt, dann sind später beim laufenden Festival die Umbaupausen kürzer.“


„Der Linecheck heißt: Die Band vor uns ist fertig. Wir bringen unsere Sachen auf die Bühne, checken unsere Instrumente und spielen für den Tontechniker was an. Und dann geht’s direkt schon los. Das ist immer sehr sportlich und manchmal ein bisschen problematisch: Weil der Sound auf den ersten Ton noch nicht genau so ist, wie er eigentlich sein sollte, sondern sich im Laufe des Sets erst entwickelt.“


Jesse Garon, Sänger von Sloppy Joe’s

„Für einen Soundcheck sind wir oft schon am frühen Vormittag auf einem Festival, bevor es nachmittags losgeht. Der Soundcheck gibt uns ein gutes Gefühl. Denn wir fühlen uns am wohlsten, wenn wir wissen, dass unser Monitor und auch der Sound nach draußen gut klingt. Finden Soundchecks statt, dann sind später beim laufenden Festival die Umbaupausen kürzer.“


„Der Linecheck heißt: Die Band vor uns ist fertig. Wir bringen unsere Sachen auf die Bühne, checken unsere Instrumente und spielen für den Tontechniker was an. Und dann geht’s direkt schon los. Das ist immer sehr sportlich und manchmal ein bisschen problematisch: Weil der Sound auf den ersten Ton noch nicht genau so ist, wie er eigentlich sein sollte, sondern sich im Laufe des Sets erst entwickelt.“

Atmet noch einmal tief durch, bevor ihr die Bühne entert und konsequent eure Spielzeit einhaltet

Wenn ihr einen Festival-Slot spielt, ist das fast wie bei sportlichen Wettkämpfen: Von der ersten Sekunde müsst ihr voll da sein.

Überzeugt das Publikum und gewinnt neue Fans

Bei Clubkonzerten ist das Publikum (ausschließlich) wegen euch da. Clubkonzerte sind eher ein Garant dafür, dass ihr die Leute schneller abholt und in die Show integriert. Auf Festivals seid ihr Zuhörern (noch) unbekannt. Diese wollt ihr natürlich auch für euch gewinnen. Bei Sloppy Joe’s klappt das schnell und gut, sagt Sänger Jesse. Sie geben dann Vollgas, weil die Festival-Slots immer kürzer als eine normale Club-Show sind.

Passt euer Set im Vorfeld auf die Spielzeit an

Gerade wenn’s am schönsten ist, soll man bekanntlich aufhören. Das fällt auf einem Festival besonders schwer, wenn die Stimmung bei Band und Publikum gerade auf dem Höhepunkt ist. Und ihr gern noch ein paar mehr Songs spielen würdet, damit es ein runder Auftritt wird. Doch dann hält jemand am Bühnenrand ein Schild hoch und sagt, dass ihr nur noch fünf Minuten habt. Passt euer Set im Vorfeld auf die Spielzeit an. Das gibt euch Sicherheit, ihr seid on time und verzögert den weiteren Ablauf nicht. Bedenkt, dass es sich Veranstalter merken, wenn Bands sich nicht an Absprachen halten oder einfach überziehen.

Sänger Jesse ergänzt: „Es ist superwichtig, diszipliniert die Zeiten einzuhalten. Ich gucke dann immer zur Seite und weiß: Okay, noch 5 Minuten, da schaffen wir jetzt genau noch einen Song. Im Idealfall ist am Ende unseres Sets noch ein Foto mit dem Publikum drin, wenn es gut drauf war.“

Sorgt auch beim Abbau für reibungslose Abläufe

Bei Clubkonzerten könnt ihr nach dem Gig euer Equipment auf der Bühne erst mal stehen lassen. Auf Festivals geht das leider nicht, wenn nach euch noch andere Bands dran sind. Das ist auch für Sloppy Joe’s nach wie vor ein Stressmoment: „Wir versuchen deshalb bereits vor dem Auftritt ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Denn danach ist es oft so: Das Set ist fertig, die Show war super und hat Spaß gemacht. Dann gehen wir kurz die Bühne runter und im Grunde gleich wieder für den Abbau rauf. Das geht dann leider sofort in einen Stressmoment über. So richtig Zeit zum Runterkommen bleibt da gar nicht. Das passiert erst später, wenn wir unsere Fans am Merch-Stand treffen.“

Bewahrt Ruhe, wenn es mal nicht so läuft wie geplant

Im Live-Geschäft passieren immer mal wieder unerwartete Dinge – trotz aller Routine und Professionalität. Auch bei Open-Air-Events haben nicht nur Besucher, sondern auch Bands die ein oder andere Festival-Story auf Lager. Sloppy Joe’s haben selbst ein Festival unter schwierigen Vorzeichen gespielt, das sich im Nachhinein als ein besonderes Erlebnis herausstellte.

 

„Wir hatten letztes Jahr eine Situation, die war unfassbar. Da dachten wir, wir werden vom Headliner zum Deadliner. Das war auf einem riesigen Festival mit knapp 10.000 Menschen. Nirgends stand die Running Order und es gab auch keine Bühnenmoderation. Wir sollten um 22.30 Uhr spielen. Die Band vor uns brauchte allein 40 Minuten, um ihr aufwendiges Bühnenbild abzubauen. Der gesamte Change Over dauerte deshalb ewig. In dieser Zeit ist das Publikum gegangen, weil es dachte, dass nichts mehr passiert. Als wir dann auf die Bühne kamen, hat es sich wie ein kleiner Tod angefühlt. Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein. Aber wir haben gesagt, okay, es ist jetzt völlig egal. Wir lassen uns auch jetzt beim Soundcheck ruhig ein bisschen mehr Zeit, damit es richtig geil wird. Und dann fangen wir die Leute ein, die noch da sind. Das kriegen wir schon hin und das haben wir auch geschafft! Wir hatten diese unfassbar riesige Bühne mit einer krassen Anlage. Haben dann zwei Stunden vor nur 500 Leuten gespielt und sie bis an die Nasenspitze an die Bühne gezogen. Das Publikum war mega begeistert, sodass wir nach der Show aus dem Graben heraus noch Shirts direkt in die Menge rein verkauft haben.“

Ihr seht, Festivals sind immer etwas Besonderes. Nicht nur fürs Publikum, sondern auch für Bands. Es sind genau die unvorhergesehenen Dinge, die später im Gedächtnis bleiben. Und auch noch nach dem Auftritt als Festival-Storys für Unterhaltung sorgen.

Wir danken Florian Welzbacher für die Bereitstellung der Fotos

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