Effiziente DIY-Musik-Promotion ohne großes Budget

6 Tipps, wie ihr durch digitales Musikmarketing für eure Musik werbt und auf euch aufmerksam macht


Mit der eigenen Musik irgendwann Tausende, Zehntausende oder vielleicht sogar noch mehr Menschen zu erreichen, Konzerte vor großen Crowds zu spielen – das ist der Traum vieler Musiker und Bands. Dazu gehört vieles. Gute Songs sind sicher das Wichtigste, ohne eine gewisse Ausstrahlung geht es aber auch nicht. Und dann ist es auch eine Frage der Selbstvermarktung. Alleine schon, weil es da draußen Abertausende Bands gibt, die das Gleiche wollen wir ihr: Aufmerksamkeit! Hier erfahrt ihr, wie ihr mit wenig Budget digital auffallt und günstig aber effizient Musik Promotion für euch selbst macht.

Digitale Musik Promotion, ein Überblick:


1. Bewerbt eure Meta-Posts (Facebook, Instagram) mit einem kleinen Budget

Facebook ist mit 2,9 Milliarden Nutzern auch 2022 das größte Soziale Netzwerk der Welt. In Deutschland sind Facebook mit 68% und Instagram mit 54% im selben Jahr die meistgenutzten sozialen Netzwerke. Ein weitverbreiteter Mythos ist, dass Anzeigen bei Facebook oder Instagram teuer oder kompliziert sind. Fakt ist aber: Bereits mit einem Budget von 20 bis 30 Euro im Monat könnt ihr beim Meta-Werbeanzeigenmanager eure Reichweite um ein Vielfaches vergrößern.

Die Bewerbung startet auf Facebook und Instagram gleichzeitig. Die Anzeigen haben ein Ziel (Interaktionen, Klicks, Conversions, Videoviews). Der Algorithmus schaut dann, ob die Ziele erfüllt werden und steuert die Anzeige dementsprechend aus. Es kann also sein, dass nichts auf Instagram läuft, weil die Klicks alle von Facebook kommen. Oder dass auf Facebook nichts passiert, weil die Videoaufrufe alle bei Instagram stattfinden.

Teilt ihr die monatlichen Kosten von 20 bis 30 Euro durch drei oder vier Bandmitglieder, ist das für die meisten Musiker machbar. Es gibt drei Arten von Beiträgen, die ihr durch Geld bewerben solltest:

  1. Videos, in eurem Falle also Musikvideos, Live-Mitschnitte oder Content.

  2. Veranstaltungen, in eurem Falle also zumeist Konzerte. Auf Facebook könnt ihr ganz spezifisch einzelne Konzerte von euch im Vorfeld promoten. Dabei solltet ihr proaktiv auf den Veranstalter des jeweiligen Konzertes zugehen und für eure Leistung etwas einfordern:  Denn wenn ihr eure Konzerte gegen ein Budget auf Facebook promotet, zieht ihr schließlich Besucher in die Location. Der Veranstalter könnte also durchaus etwas Geld dazu geben, euch eine höhere Gage zahlen oder ihr handelt einen besseren Doordeal heraus.

  3. Deine Fanpage als Ganzes, um ganz allgemein euren Bandnamen bekannter zu machen und mehr Aufmerksamkeit auf euch und eure Social-Media-Aktivitäten zu ziehen.


 


Dabei ist der Schlüssel zum Erfolg eine möglichst präzise Aussteuerung. Schließlich wollt ihr, dass genau die richtigen Menschen eure Posts sehen und nicht irgendwer.


Dazu sind bei Facebook folgende drei Parameter wichtig:

1. Interessen und Demografie eurer Zielgruppe

  1. Facebook kann Menschen finden, die Bands hören, die euch stilistisch ähneln. Seid ehrlich zu euch selbst: Es geht darum, stilistisch ähnliche Bands zu finden, nicht Bands, die ihr persönlich toll findet. Warum? Damit Menschen angesprochen werden, die denselben Musikgeschmack haben.
  2. Facebook weiß außerdem, welche Nutzer genrespezifische Musikmagazine lesen. Ihr macht Heavy Metal? Dann ist eure Zielgruppe vielleicht jeder, der den Metal Hammer liest?

  3. Wählt eure Zielgruppe nach dem Musikgenre, aber nur in Kombination mit ...

  4. … einer eng abgesteckten Region. Bei einem kleinen Budget ist es nicht sinnvoll, alle Facebook-Nutzer, auch nicht alle in Deutschland, mit dem Interesse „Hardrock“ anzusprechen. Wohl aber beispielsweise alle Hardrocker in Hamburg und Umgebung. Oder wählt den Veranstaltungsort als Region aus.

  5. Alter: Schätzt realistisch ein, wie alt eure Zielgruppe ist. Nehmt lieber eine spitze Altersgruppe wie „18 bis 28 Jahre“. Hier gilt: Qualität vor Quantität, damit ihr auch die richtigen Personen erreicht.

 

 

Personengruppen einbeziehen oder ausschließen

  1. Ihr könnt Personen ansprechen, die schon früher mit euch interagiert haben – so „erinnert“ ihr an euch.

  2. Ihr könnt gezielt Personen ausschließen, die schon mit eurer Fanpage interagiert haben – so könnt ihr ganz neue Personengruppen erreichen -

  3. oder auf Personengruppen setzen, die euren Fans ähneln.

Nutzt die Infos, die ihr von Spotify und anderen Streaming-Diensten bekommt

Ihr generiert mit Spotify nicht nur Geld pro Klick, es versorgt euch auch mit demografischen Daten über eure Hörer. Nutzt diese Erkenntnisse. Gerade für die bezahlten Facebook-Posts könnt ihr die Daten von Spotify oder anderen Streaming-Diensten verwenden. Hört euch vielleicht eine bestimmte Altersgruppe? Dann fokussiert euch ruhig darauf. Es kann auch sein, dass ihr Musik macht, die in urbanen Ballungsgebieten ankommt. Dann fokussiert euch doch auf die 10 größten Städte Deutschlands.

2. Produziert (Video-)Content für eure Fans

Musik Promotion durch Content ist einfach zu erklären: Statt „nur“ Songs aufzunehmen, macht ihr euch Gedanken, was eure Fans noch interessieren könnte. Finden sie es vielleicht spannend, wie eure Songs entstehen? Macht ein kleines Video, das euren Songwriting-Prozess zeigt. Oder lasst die Fans hinter die Kulissen schauen, etwa mit einem Proberaum-Rundgang, einem Rig-Rundown oder einem kommentierten Blick auf euer geliebtes Pedalboard.

Ihr könnt aber auch klassische How-To-Videos machen und eure Erfahrungen mit der Welt teilen: Wie plant man eigentlich eine Tour trotz Vollzeitjob? Wie findet eine Band einen passenden Proberaum? Wie sieht euer Technical Rider aus und was ist euch dabei am wichtigsten? Oder ihr dreht ein Meinungsvideo: Wie haltet ihr es mit Gage, Pay2Play und Doordeal, wie geht ihr mit stressigen Veranstaltern um? Und das Tolle an diesem ganzen Content ist: Er funktioniert perfekt auf Social Media. Für besonders guten Content könnt ihr auch eine eigene Patreon-Seite anlegen und vielleicht noch ein paar laufende Kosten zu decken. Vorbildlich dafür ist die Patreon-Seite unserer Endorsement-Musiker The Hirsch Effekt.


3. Schreibt Ersteller von Playlisten an und macht Musik Promotion für eure Band

Früher hat man als Band versucht, bei möglichst vielen DJs bekannt zu sein, um gespielt zu werden. Zwar sind Playlisten-Verwalter auf Streaming-Diensten und YouTube keine DJs. Trotzdem gibt es Playlists mit Tausenden Abonnenten. Es lohnt sich, als Band dort mit einem starken Song aufzutauchen. Und nur falls ihr noch gar nicht digital unterwegs seid: Für YouTube könnt ihr euch einfach einen Account machen, für Spotify und ähnliche Streaming-Anbieter braucht ihr einen Dienstleister (Distributor), der euch dort einträgt.

Ihr könnt auch eure eigene Musik ins Radio (und dessen Stream) bringen. Haben euch Sender auf dem Schirm und werdet ihr gespielt, kündigen sie eure Auftritte an und werben somit immer mal wieder für euch. Im besten Fall interviewen sie euch und planen sogar eine Aktion mit euch.


4. Lasst euch remixen oder covern

So landet ihr auf der Playlist eines anderen Künstlers oder einer anderen Band. Diese haben wiederum ebenfalls ein Interesse, den Remix eures Songs zu promoten. In der Zeit der digitalen Medien findet ihr schnell jemanden, der Lust und Zeit hat – es gibt ganze Remix-Communitys. Und vielleicht findet ihr so ja sogar einen Künstler oder eine Band, mit dem oder der ihr langfristig gemeinsam Projekte machen könnt. Win-win!


5. Verschenkt Sticker mit eurem Bandlogo, eurer Website und einem QR-Code

Die Menschen lieben einfach hochwertige Sticker. Vermutlich, weil damit der eigene Gitarrenkoffer, der Laptop und die WG-Tür so einfach und schnell dekoriert ist. Sticker mit einem QR-Code sind das analoge Gegenstück zum bezahlten Facebook-Post, nur dass sie potenziell langlebiger sind. Je nachdem, wie viel Geld ihr ausgeben möchtet, verschenkt ihr Sticker bei Konzerten oder legt einen oder zwei zu jeder verkauften CD, jeder LP, jedem Shirt oder was auch immer ihr als Merchandise verkauft, bei.


6. Pflegt eure Website und nehmt sie als Plattform ernst

Soziale Netzwerke sind schön und gut, aber die eigene Website ist auch heute noch wichtig. Sie ist eure „digitale Heimat“. Denkt aus Sicht eurer (potenziellen) Fans: die schnappen euren Namen irgendwo auf und suchen entweder direkt auf Facebook oder – wahrscheinlicher – bei Google. Das erste Suchergebnis sollte dann eure Band-Homepage sein. Bedenkt, dass ein User, der über Google auf eure Homepage kommt, vermutlich gerade einen Erstkontakt mit euch hat: Was zeigt ihr ihm, was würdet ihr als Neu-Entdecker als Erstes sehen wollen? Vermutlich eher nicht das neue coole T-Shirt-Design oder die Clubtour durch Japan 2009, sondern lieber den aktuellen Song und das aktuelle Musikvideo.

Wenn jemand euren Bandnamen bei Google sucht, sollte er unbedingt auf eurer Website landen. Das gilt auch, wenn ihr eure Band umbenennt und künftig unter dem neuen Namen gefunden werden wollt. So könnt ihr den Erstkontakt neuer potenzieller Fans mit eurer Band als Marke beeinflussen. Der erste Eindruck zählt! Fans können hier eure Diskografie sehen, euer komplettes Merch durchstöbern, hier gibt es das Pressekit und den Technical Rider. Falls ihr selbst auch Content produziert, verweist ihr hier auf YouTube oder Vimeo oder auf eure Social-Media-Kanäle.


Mit unseren Tipps für digitale Musik Promotion seid ihr auf dem besten Weg in die Ohren eurer zukünftigen Fans. Ansonsten empfehlen wir das „Guerrilla Music Marketing Handbook“ von Bob Baker. Wenn ihr euch dann vor Gigs nicht mehr retten könnt, vergesst den Gastspielvertrag nicht. Und checkt auch einen möglichen Plattenvertrag immer ganz genau, damit ihr auf der sicheren Seite seid.

Bildquelle Headergrafik: © igor_kell – Adobe Stock