„Wir haben uns mit dem alten Bandnamen nicht mehr wohlgefühlt“

Die Band Liger hat den Namenswechsel gewagt. Wie es dazu kam, was das für Releases, Social Media und Streaming heißt – erfahrt ihr in dieser Bandstory.

Er ist neben eurer Musik das wichtigste Aushängeschild: der Bandname. Er soll der Welt da draußen hängen bleiben, euch repräsentieren und stets ein treuer Begleiter sein. Aber was ist, wenn er doch nicht mehr passt? Linkin Park, Black Sabbath und Queens Of The Stone Age sind nur einige von vielen Acts, die eigentlich mal anders hießen. Und auch sie haben es getan: 2022 benennen sich RedNight aus Aachen in Liger um. Wir haben mit Sänger Maurice gesprochen. Er schildert uns seine Erfahrungen und gibt Einblicke, was die Namensänderung einer Band für Releases, Social-Media-Kanäle und Streaming-Plattformen bedeuten kann.

Das sind die Steps von der ersten Namensfindung bis hin zur Umbenennung


Der erste Bandname – inspiriert von großen Rock-Acts

2011 tun sich ein paar Aachener Jungs im Alter zwischen 12 und 13 Jahren zu einer Band zusammen. Bei der Namensfindung überlegen sie: Welche Acts gibt’s schon, deren Namen sie cool finden?

Sie werfen ihre Vorbilder Guns N’ Roses und Metallica in den Ring. Der Name soll griffig sein und sie am besten auch musikalisch widerspiegeln. Weil sie damals noch punkiger unterwegs sind, rücken auch Green Day in den Fokus. Mit der Annahme, dass Farben immer funktionieren, kehren sie Green Day in RedNight um. Damit steht der erste Bandname.

Mit RedNight wird es kompliziert – die Band merkt, dass der Name hinkt

Nach ein paar Jahren stellen RedNight allerdings fest, dass potenzielle Fans und Veranstalter den Bandnamen immer wieder falsch aussprechen. Und dass er sich außerhalb der Band nicht einprägt. Auch falsche Schreibweisen sind Stolpersteine – denn so findet niemand sie und den Bandnamen im Internet.

Verzichtet auf komplizierte Schreibweisen. Arbeitet am besten gar nicht mit Sonderzeichen.

 
Sänger Maurice von LIGER

Mit den Jahren prägen Green Day RedNight auch musikalisch nicht mehr. Die Aachener wenden sich dem Hard Rock zu und lassen sich von weiteren Genres beeinflussen. Dann taucht auch noch eine österreichische Green-Day-Coverband mit demselben Namen auf.

„Der Name an sich war nicht schlecht. Aber so langsam sind wir ihm entwachsen und haben ihn einfach irgendwann nicht mehr gefühlt.“

Der Wunsch nach einer Umbenennung wächst. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Namensänderung?

2018 sind RedNight auf Festivaltour, 2019 schließen sich Club-Konzerte an. Parallel dazu arbeiten sie an Singles sowie an einem gleichnamigen Album. Ihnen ist klar, dass ein neuer Bandname in dieser „heißen Phase“ ungelegen kommt: Gerade jetzt würde er ihre aufgebaute Reichweite gefährden und könnte die Kommunikation erschweren.

Dann spielt ihnen die Pandemie in die Karten. 2020 gönnen sie sich eine Pause, da sie bei Auftritten mit (Mindest-)Abstand nicht die gewohnte Energie rüberbringen können. Auch die Aktivitäten ihrer Social-Media-Kanäle ruhen. Erst 2021 treffen sich die Aachener als Band wieder und proben. Als Ende des Jahres ein spielbarer Sommer 2022 absehbar ist, wagen sie den lang ersehnten Schritt.

„Das war unsere einmalige Chance, den Namen zu ändern. Denn die Leute haben lange nichts von uns gehört. Und eine Namensänderung fühlte sich wie ein Comeback an.“

Dabei brechen RedNight aber nichts übers Knie: Drei bis vier Monate sammeln sie zunächst Vorschläge für Bandnamen. Und wägen die jeweiligen Pros und Kontras genau ab.

„Wir waren uns darüber im Klaren, dass keiner auf uns wartet. Deshalb haben wir uns für die Umbenennung der Band bewusst Zeit genommen.“

Doch wie gehen Bands am besten bei der Wahl des zweiten Bandnamens vor?

(Mögliche) Einflüsse beim Finden eines Bandnamen

  • Gründungsort: Im Fall der Aachener wäre das Großbritannien. Genauer gesagt Bristol bzw. die Sir Bernard Lovell School. Der Name ihrer Schüleraustausch-Schule stellt sich jedoch als etwas unhandlich heraus.
  • Lokalbezug: Hier brainstormen sie, ob ihnen etwas zu Aachen oder dem nahen Frankreich einfällt.
  • Geschichtliches: Auch ein Namensbezug auf römische Gebäude kommt in Betracht, von denen es einige in Aachen gibt. Diese wären obendrein als Location für Bandfotos perfekt. Außerdem könnten die Schnörkeleien der alten Aachener Bauten sich in der Schrift des Bandnamens wiederfinden.
  • Mythologie: Da Sänger Maurice ein Faible für Übermächtiges hat, überlegen sie, ob sie in Richtung „die Auserwählten“ gehen. Schnell sind sie sich aber einig: Das ist too much und anmaßend.
  • Probe-Ort: Im soziokulturellen Zentrum „Klösterchen“ kommt die Band seit Jahren zusammen. Wie wäre es also mit kirchlichen Gebäuden? Oder einem Kirchenbezug? Viele Death-Metal-Acts haben sich hier schon bedient. Eine Verwechslung mit etablierten Bands wollen sie vermeiden und verwerfen diese Idee wieder.
  • Proberaum: Warum nicht einen Gedanken ans Herzstück, den Proberaum, verschwenden? Eignet sich vielleicht irgendetwas an Ausstattung oder Equipment als Namensgeber? Die Inspirationen sind gut, aber es kristallisiert sich kein Alleinstellungsmerkmal heraus.

Nomen est omen – warum Liger wie die Faust aufs Auge passt

Die Aachener sitzen mal wieder in ihrem Proberaum und kauen lange auf einem neuen Namen herum. Da spricht Drummer Jannik nur das Wort „Liger“ aus. Das muss er den anderen genauer erklären: Gemeint ist ein Hybrid aus Löwe und Tiger.

Liger war das, was wir uns unterbewusst schon immer gewünscht haben: Wir sind nicht nur eine Rockband, wir lassen uns von verschiedenen Richtungen beeinflussen und kombinieren diese als Hybrid. Deshalb hat der Name total Sinn gemacht.“

Den neuen Namen nehmen sie mit in ihren Alltag. Als Nächstes entwerfen sie dafür ein Logo und suchen nach einer Schriftart. Sie machen auch einen kurzen Check, ob der Name auch international auf Englisch und Französisch funktioniert. Und stellen fest, Liger kann nicht falsch ausgesprochen werden. Außerdem kann die Band ihn ohne langen Beipackzettel erklären: Wie der Tiger mit L!

All diese Faktoren lassen sie noch einmal in Ruhe auf sich wirken. Sie fühlen sich sehr wohl damit und beschließen, dass dies ihr künftiger Bandname sein soll.

„Den Namenswechsel haben wir knapp ein halbes Jahr vorbereitet. Wir wollten keine neue Band gründen und alles Alte sollte weg sein. Für uns war wichtig, dass RedNight immer noch ein Teil von uns ist. Denn ‚RedNight‘ heißt auch immer noch unser Album.“

Sie gehen strategisch vor und überlegen, wie die Kommunikation nach außen stattfinden soll. Dazu:

  • setzen sie sich ein Datum für die Umbenennung,
  • bereiten sie alles so vor, dass die Leute sie weiterhin finden,
  • koppeln sie die Bekanntgabe mit dem ersten Konzert des Jahres
  • und kalkulieren mit genug Vorlaufzeit, falls etwas schieflaufen sollte.

Damit der Namenswechsel zeitgleich auf allen Kanälen passiert: Liger planen für Social Media, Releases und Streamingplattformen genug Zeit ein

Da Liger als RedNight schon Reichweite, Streams und Veröffentlichungen haben, ist der Namenswechsel nicht mit einem Fingerschnipp getan. Auch die digitale Umbenennung schauen sie sich ganz genau an.

„Uns war vor allem wichtig, dass unsere Songs weiterhin bestehen bleiben. Dass wir unsere Follower und Streams mitnehmen können. Dass nicht plötzlich das weg ist, was wir uns über die Jahre erarbeitet haben.“

Deshalb gehen sie wohlüberlegt auf den einzelnen Kanälen und Plattformen vor. Am liebsten wäre ihnen, dass überall nur Liger steht. Weil das einfach wäre und wie eine Marke aussieht.

Spoiler: Das gelingt leider nicht, weil der Name teilweise digital schon vergeben ist. Dennoch finden sie eine gute Lösung:

1. Website

Durch eine kurze Recherche checken Liger, ob es die gewünschte Website https://www.ligerband.com/ noch gibt. Sie haben Glück, denn die Domain ist noch nicht vergeben. Einige Zeit nach dem Kauf stellen sie allerdings fest: Sie hätten eine Domain wählen sollen, die zu ihrem späteren Alias TheBandLiger (der sich aus dem Anlegen der Social-Media-Kanäle und dem Spotify-Artist ergibt) passt.

Wenn ihr Wert auf einen einheitlichen Alias als Website und Profilnamen legt, denkt das gleich am Anfang mit.

2. Instagram

Leider ist das Profil Liger schon an einen 13-jährigen Niederländer vergeben. Maurice schreibt ihn an, erhält aber keine Antwort. Mit einem Sonderzeichen im Namen möchte die Band nicht arbeiten. Der Zusatz „.official“ sieht in ihren Augen nicht gut aus und „_music“ klingt: „nach einer Karnevalsband, die man buchen kann“, sagt Sänger Maurice lachend.

Auch hier hilft ein Blick auf die Konten anderer Acts. Maurice bleibt bei der schwedischen Metal-Band Ghost hängen, die ihrem Namen ein „theband“ voranstellt. Das übernehmen Liger – ihr Alias thebandliger entsteht. Damit die Brücke zu RedNight weiterhin besteht, taucht der ehemalige Name weiterhin in der Profilbeschreibung auf. So finden sowohl alte als auch neue Fans sie leichter.

3. Facebook

Irgendwo hören Liger, dass eine Namensänderung bei Facebook sehr schwierig sein soll. Und dass es eine Weile braucht, bis sie greift. Maurice nimmt sich deshalb extra 2-3 Tage vorher dafür Zeit. Am Ende dauert es nur wenige Sekunden und ist viel einfacher als gedacht. Auch hier sind noch alte RedNight-Videos und die Beitragshistorie verknüpft. 

4. Spotify

Der alte RedNight-Account lässt sich nicht überschreiben. Hier erstellt die Band in Zusammenarbeit mit ihrem Distributionspartner ein neues Profil. Die Angst, Follower und Streams zu verlieren, ist unbegründet:

  • Beide Profile laufen einige Wochen parallel. Auch die Songs sind auf beiden gleichzeitig verfügbar.

  • Sie können ihre Fans gut vom alten auf das neue Profil leiten.

  • Die Anzahl der bisherigen Streams bleibt bestehen. Spotify zählt die Streams nahtlos weiter.

  • Die bisherigen Lieblingssongs bleiben erhalten.

  • Und: Liger sind automatisch in Playlists drin, in denen sie vorher als RedNight liefen. Allerdings mit der Bedingung, dass nach dem Switch weiterhin Plays der Songs in diesen Listen erfolgen.

5. Releases

Bei einem Namenswechsel müssen sie alle Cover von bisher veröffentlichten Singles ändern. Maurice sagt, dass dies eine Anforderung der Online Stores sei. Deshalb steht auf allen alten Veröffentlichungen mittlerweile der neue Bandname.

 

„Der Namenswechsel hat sich ausgezahlt. Immer wieder fragen Konzertbesucher interessiert nach, woher der Name Liger kommt und warum wir so heißen. Das ist ein gutes Zeichen.“

Ihr seht, von der Idee bis hin zur Umsetzung sind einige Schritte notwendig. Geht es je nach Bedarf und Ambition professionell an. Das lohnt sich bei einer (hoffentlich) einmaligen Sache.

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