„Wir bringen unsere Bühne einfach selbst mit“

Wie eine norddeutsche Band aus einem alten Imbisswagen eine komplett ausgestattete mobile Bühne macht

Seit fast 20 Jahren machen Papa Rockt aus Seevetal bei Hamburg Musik und blicken auf unzählige Gigs zurück. Vor allem auf Privatpartys haben sie gemerkt: Den Gastgebern ist oft nicht bewusst, was an einem Auftritt alles dran hängt, um „ein bisschen geil Rock ’n’ Roll zu machen“. Vor allem wenn es laut und draußen sein soll. Denn da spielen die Spielfläche, der Sound und das Licht eine große Rolle, damit das Publikum mitgerissen wird. An einem Abend hatten sie plötzlich die bierselige Idee, einen Imbisswagen in eine professionelle mobile Bühne umzufunktionieren. Der Unterschied von vorher zu nachher ist enorm. Es eröffnet der Band viele neue Möglichkeiten. Denn Gigs sind jetzt ein einfaches Plug-and-play. Wir haben mit Sänger und Gitarrist Grobi über ihre DIY-Bühne „Muggebude“ gesprochen. Erfahre jetzt, was es damit genau auf sich hat.

Auf dem Weg zur eigenen Bühne step-by-step:

 
Sänger und Gitarrist Grobi von Papa Rockt

„Kleine Profibühnen sind teuer

und für einen Garten zu groß.

Das muss ja auch beherrschbar bleiben.“


Die Idee: Wo der Imbisswagen ist, sind auch immer Leute

2016 spielen Papa Rockt Open Air auf einem Geburtstag. Plötzlich beginnt es zu regnen. Das Publikum verzieht sich unter das Dach eines Bierwagens, den der Gastgeber neben die Bühne gestellt hat. Da schießt es der Band durch den Kopf: „Wie geil muss das eigentlich sein, wenn wir bei solchen Events sagen, dass wir eine eigene Bühne mitbringen? Die stellen wir hin und klappen ein paar Wände auf – genau wie so ein Bierwagen. Dann haben wir gleich unser Dach dabei, eine Anlage und ein bisschen Licht. Am besten ist alles auch gleich fürs Plug-and-play vorverkabelt. Das wär’s!“

Kurze Zeit später finden sie zufällig über eine Anzeige diesen alten Imbisswagen und schlagen zu:

Der Umbau: Von einem rostigen Stück Metall zu einer professionellen Bühne

Obwohl sie jetzt den Imbisswagen haben, schieben Papa Rockt den Umbau einige Jahre vor sich her. Denn: Es gibt keine Anleitung, wie man daraus eine mobile Bühne macht. Dann spielt ihnen die Pandemie in die Karten. Da es keine Auftritte gibt, haben sie Zeit, das Projekt endlich anzugehen.

Auf dem Tablet plant Grobi mit einer 3D-Software, wie das Ganze später maßstabsgetreu aussehen könnte:

„Das war alles sehr abenteuerlich. Der Wagen wiegt leer allein 1,5 Tonnen. Er ist von 1984 und auf dem Stand der Technik von damals. Das ist im Prinzip ein Stahlgerüst mit einer Alu-Haut drumherum.“

Erst mal alles entkernen

Die Band reißt den alten Boden raus und baut einen neuen ein. Die Jungs entrosten den Wagen und sorgen für funktionierende Bremsen, damit sie nicht ein zweites Mal durch den TÜV fallen. Den TÜV interessiert nur das Fahrgestell, nicht der Innenausbau.

Papa Rockt bauen in der Mitte über den Radkästen ein Schlagzeugpodest, bessern Dach und Wände aus und kaufen Traversen. Die Traversen stützen später die Bühne und umrahmen sie. Zudem geben sie Licht und Monitoring einen Platz.

Im Anschluss bekommt die zukünftige Bühne noch einen neuen Anstrich. Ein echtes Gemeinschaftsprojekt, bei dem alle mit anpacken.

Die Features: Sound, Licht, Backstage – alles da!

Wie schafft man eine mobile Bühne mit genügend Platz fürs Equipment und für Musiker? Vor dieser Herausforderung stehen Papa Rockt. Denn der Imbisswagen an sich ist nur 2,4 m breit.

Sound

„Beim Monitoring würde von den 2,4 m noch mal 1 m abgehen, wenn du die Monitore direkt vor den Füßen hast“, sagt Sänger Grobi. 

Die Lösung: durch das Ausklappen der Seitenwand verlängert sich die Bühne um 1,2 m nach vorne. Fürs Monitoring hängt die Band die FLAT-M100-Bühnenmonitorboxen an ihr Traversentor (in Fußballtorgröße).

Der Vorteil: Die Monitore sind viel näher am Kopf, jedes Bandmitglied bekommt dadurch eine Einzelbeschallung.

Probleme mit Rückkopplungen gibt es nicht, da der Hauptsound vor der Bühne, den Musikern und Mikrofonen ist.

 

Zudem verwenden sie 18’’-Bässe und 4 Satelliten als PA-System. Alles dieselben Modelle (PROTON-18MK2), die aufeinander abgestimmt sind.

Wenn befreundete Techniker dabei sind, bringen diese zum Soundcheck ihre digitalen Mischpulte mit und greifen Papa Rockt bei den Einstellungen unter die Arme. Die Einstellungen lassen sich auf digitalen Mixern speichern, falls sie die Bühne mal einer befreundeten Band überlassen. So können sie jederzeit zu ihren Voreinstellungen zurückkehren.

Sie haben aber auch immer ein analoges Pult mit an Bord, falls sie mal eben nur schnell einen Fader bedienen müssen. Dazu lassen sie beim Soundcheck über ihre PA eine Soundcheck-Playlist z.B. von Spotify laufen, um die Anlage selbst einzustellen.

 

Für noch mehr Bewegungsfreiheit sorgt ein 5 m langer Kabelkanal, der über die gesamte Bühnenbreite geht.

Licht

Damit Papa Rockt optimal ausgeleuchtet sind, bringen sie oben an der Traverse vor der Bühnenkante ihre Beleuchtung an.

„Abends, wenn die Bühnenlichter an sind, nimmst du den Wagen gar nicht mehr wahr. Sondern siehst nur noch eine professionelle Bühne, die was her macht.“

Backstage

Auch einen eigenen Backstage-Bereich bringen Papa Rockt gleich mit. Dafür klappen sie einfach die hintere Seitenwand nach oben und hängen diese dann mit Molton-Vorhängen ab.

Was Papa Rockt an ihrer „Muggebude“ besonders schätzen:

  • Es gibt keine bösen Überraschungen mehr, wenn Veranstalter von Privatpartys irgendwas (überraschend) nicht stellen (können).
  • Sie müssen keine Unsummen mehr bezahlen, wenn sie das Equipment für einen Auftritt vom Verleiher holen. Vor allem, wenn es neben dem Sound auch noch Licht geben soll.
  • Der gesamte Bühnenauf- und -abbau geht zügig und dauert ungefähr nur je eine Stunde.
  • Sie haben eine gute Monitoring-Lösung gefunden.

Die Einsatzmöglichkeiten: Vom Badesee zum Fußballplatz – Hauptsache Spaß haben

Papa Rockt haben ihre Bühne selbst schon bespielt. Sie haben diese aber auch schon anderen befreundeten Bands für deren Auftritt (am selben Tag) überlassen.

Die „Muggebude“ stand schon am Rand eines Fußballplatzes, an einem Badesee und auf dem Sportplatz bei einem Beachhandballturnier. Dort kann sie für Hintergrundmusik aus der Konserve sorgen oder Bühne für Sportkommentatoren sein.

Oben an der Traverse lässt sich auch ein Beamer für Karaoke-Abende befestigen.

„Wir wollen damit im Privatbereich bleiben und nicht exklusiv durch die Gegend tingeln.“

Es gibt unzählige Einsatzmöglichkeiten einer mobilen Bühne. Papa Rockt sind zufrieden und stolz, dass sich ihr Projekt so gut bewährt. Das zeigt: Es lohnt sich, mutig zu sein und Neues zu (Imbiss)wagen. 

Wir danken insbesondere Grobi von Papa Rockt für die Bilder