
Crowdfunding für Musiker – wenn euch Fans helfen, ein Album zu realisieren
Eine Erfolgsstory: Wie die Mainzer Band Auletta es geschafft hat, über Crowdfunding ihre 3. Platte zu finanzieren
Ein viel besungenes Thema ist das liebe Geld. Kein Wunder: es ist für Musiker durch laufende Kosten wie die Miete für den Proberaum oder die Kosten fürs Bandauto stets präsent. Auch neues Equipment muss hin und wieder her. Was also tun, wenn Streaming nicht das große Geld per Klick in eure Kassen spült? Oder die Gage bei Clubkonzerten nur überschaubar ist? Wenn ein Kredit oder die Oma keine Option sind, dann ja vielleicht Crowdfunding. Hier könnt ihr von Leuten die Summe einsammeln, die euch fehlt. Das kann beispielsweise für eine Albumproduktion hilfreich sein, wenn ihr kein Label im Rücken habt, das euch finanziert. Wir zeigen euch jetzt, wie Crowdfunding für Musiker funktioniert. Schlagzeuger Jusch erzählt, wie Auletta es gemacht haben und welche Überlegungen dabei für sie wichtig waren.
Was interessiert euch besonders?
Hey Jusch, ihr habt 2018 euer drittes, selbstbetiteltes Album „Auletta“ über Crowdfunding finanziert und konntet dafür über 10.000 € einsammeln. Warum habt ihr euch für diese Möglichkeit entschieden?
„Nachdem unsere Plattenfirma EMI verkauft wurde, und wir eine Pause einlegten, verschwanden wir sang und klanglos von den Bühnen. Wir fanden es ein versöhnliches Ende, uns und den Menschen da draußen mit einem 3. Album ordentlich Adieu zu sagen. Da wir aber keine Plattenfirma mehr an Bord hatten, wollten wir auch alles nach den eigenen Vorstellungen durchziehen. Eine Produktion auf Basis eines Homerecordings kam für uns nicht in Frage. Da wir das Album mit Promo und allem drum und dran veröffentlichen wollten, kam nur ein Crowdfunding für uns in Frage.“
Lass die guten Zeiten rollen! 4 Punkte für ein erfolgreiches Crowdfunding: Betrag, Zeitspanne und Belohnungen festlegen und die Kampagne aufsetzen
Ihr habt euch für Crowdfunding entschieden? Im Prinzip ist das einfaches Plug & Play: Die Plattformen leiten euch sehr gut an, wie ihr eine Kampagne erstellt und was ihr dafür braucht. Allerdings solltet ihr dabei nichts überstürzen und euch im Vorfeld unbedingt Gedanken darüber machen:
- welchen Betrag ihr benötigt,
- wie lange eure Kampagne laufen soll,
- was ihr euren Unterstützern als Belohnungen anbietet
- und welche Promoaktivitäten [###Sprungmarke: Promo fürs Crowdfunding] sinnvoll sind
Eine gute Vorbereitung ist äußerst wichtig. Zu denken, dass ein Crowdfunding einfach mal so nebenbei läuft, ist ein Trugschluss.
Die Planung kann zeitintensiv sein. Eine gute Planung erhöht die Erfolgschancen aber massiv. Macht euch am besten einen Zeitplan, wann welche Schritte geplant sind. So habt ihr stets einen aktuellen Überblick.
„Natürlich erwartet oder hofft man, dass das Crowdfunding erfolgreich ist. Daher braucht es eine durchdachte Kampagne, passende Inhalte, eine stringente Kommunikation und auch eventuell flexibles Reagieren, sollte das Crowdfunding zwischendurch mal etwas an Fahrt verlieren. Hat man darauf keine Idee oder kann nicht zeitnah Content nachliefern, überkommt einen schnell die Befürchtung, dass der ganze Aufwand umsonst gewesen sein soll. Daher ist eine gute Vorbereitung äußerst wichtig. Zu denken, dass ein Crowdfunding einfach mal so nebenbei läuft, ist ein Trugschluss. Dafür gibt es zu starke Konkurrenz bzw. zu gut geführte Kampagnen. Das sind die Projekte, die dann auch mal auf der Startseite der entsprechenden Plattform landen und damit zusätzliche ‚Viewsߵ fremder Leute generieren und potentielle Fans ansprechen können.“
1. Seid realistisch bei der Finanzierungssumme
Niedrigere Beträge haben eine größere Chance, erfolgreich finanziert zu werden. Deshalb klotzt nicht. Aber kalkuliert so, dass ihr all eure Kosten decken könnt für beispielsweise:
Studiomiete
CD/Vinyl-Pressung
Goodies für eure Unterstützer und deren Versandkosten
Es gibt Plattformen, bei denen ihr auch weiterhin Geld eurer Unterstützer annehmen könnt. Auch wenn ihr bereits euer Finanzierungsziel erreicht habt, aber eure Kampagne noch läuft. Oder ihr setzt euer Finanzierungsziel zwischendurch nach oben.
2. Legt einen angemessenen Zeitraum fest
Plattformen wollen mit Sicherheit weder unzählige „Karteileichen“ noch Kampagnen, die ellenlang Zeit laufen. Auch für euch wäre das ungünstig: Ihr müsstet euch immer wieder etwas Neues einfallen lassen, um für neue Unterstützer zu sorgen. Falls die Plattform selbst keine Frist vorgibt, überlegt euch:
Wie groß und stark ist eure Fanbase?
Welche Kontakte habt ihr bereits, die ihr nutzen könnt?
Wie viel Material habt ihr, um Werbung zu machen?
Wie viel Zeit könnt ihr nebenbei immer wieder in die Kampagne stecken?
3. Plant Belohnungen für eure Unterstützer ein
Innerhalb eurer Kampagne könnt ihr Stufen festlegen, für die eure Unterstützer etwas von euch als Dankeschön erhalten. Die Belohnungen sind nicht nur eine schöne Geste, sie können Unterstützer auch animieren, mehr Geld auszugeben. Übertreibt es bei den Summen für die Goodies nicht: Schätzt realistisch ein, was Leute je nach Dankeschön und eurem Bekanntheitsgrad bereit wären auszugeben. Belohnungen können beispielsweise eine signierte Gitarre, ein kleines Privatkonzert, handgeschriebene Lyrics und vieles mehr sein.
„Die Goodies sollten vernünftig gestaffelt sein. Gibt es Dinge, die man easy mehrfach weggeben kann oder hat man noch etwas total Exklusives, das es nur noch einmal gibt? Hier ist Kreativität und Individualismus gefragt: Es sollte einem einfach selbst entsprechend etwas Wert sein, sodass man damit adäquat Danke sagen kann. Persönliche Goodies wie Klamotten oder Instrumente von uns kamen dabei am besten an.“
4. Füllt die Kampagnenseite für euer Projekt authentisch aus
Die Plattformen stellen für euch eine Vorlage bereit, die ihr einfach ausfüllt. Denkt daran, dass die Kampagnenseite das Aushängeschild für eure Crowd ist. Dementsprechend ansprechend und authentisch sollte sie sein.
Stellt euch dort vor und erzählt, worum es geht. Dreht auch ein kurzes Video von euch, damit die Leute einen persönlichen Eindruck von euch bekommen. Mit einer Projektbeschreibung erfahren sie außerdem, was ihr konkret vorhabt.
Präsentiert euch authentisch beim Crowdfunding. Habt unterhaltsame und kurzweilige Videos in der Hinterhand, um das Funding am Laufen und die Fans auf dem Laufenden zu halten. Macht auf verschiedensten Kanälen Werbung für euer Vorhaben und bedankt euch letztlich regelmäßig bei den Spendern – bestenfalls bei jedem Einzelnen.
Make Love Work! Promo fürs Crowdfunding
Bewerbt euer Projekt aktiv, damit es erfolgreich ist. Eine Reichweite ist nicht nur bei Social Media, sondern auch fürs Crowdfunding hilfreich. Denn je größer die Crowd, desto mehr Menschen unterstützen euch.
Überlegt euch deshalb bereits im Vorfeld, wie ihr möglichst viele Menschen ähnlich wie durch Musikpromotion erreichen könnt. Nutzt am besten bereits vorhandene Kontakte. Über dieses „Schneeballsystem“ könnt ihr eure Message verbreiten, werdet geteilt und bekommt Aufmerksamkeit für euer Projekt.
„Die Frage nach Promotion fiel uns immer schwer. Man weiß nie genau, mit welchen Mitteln man die meisten Fans zielgerichtet gewinnt. Wir hatten natürlich den Vorteil, dass es ein Netzwerk und eine Fanbase von früher gab, mit Kontakten, Partnern, Freunden, Streetteamern, Newsletter-Adressen usw. Deswegen wussten wir, dass unser Crowdfunding nicht auf taube Ohren stößt. Promo muss immer individuell und auf das jeweilige Projekt abgestimmt als auch wohlüberlegt sein.“
Feiert eure ersten Meilensteine bei eurer Kampagne mit eurer Community und auf euren Sozialen Netzwerken. Hegt und pflegt eure Unterstützer, beantwortet ihre Fragen oder richtet zwischendurch liebe Worte an sie. Auch das macht euch nahbar. Und es animiert andere Menschen zum Mitmachen, die auf eure Seite kommen.
„Der Kontakt zur Community ist ein entscheidendes Mittel, das Projekt auch zum Erfolg zu führen. Das wiederum kostet Zeit, Energie und Kreativität. Das Erstellen von Content für Teaser, Dankes-Videos & Co. sind nicht zu unterschätzende Zeitfresser. Letztlich weiß man nie, ob das Crowdfunding-Ziel erreicht wird, daher ist es durchaus ein Wagnis. Wir sind damals ganz optimistisch rangegangen und haben viel Herzblut in die Crowdfunding-Kampagne gelegt, wobei es von Vorteil war, dass wir gute und Crowdfunding-erfahrene Partner hatten, die uns bei der Durchführung beiseite standen. Man muss das Crowdfunding also nicht als Band alleine durchziehen, man kann sich auch dafür Partner und Unterstützung suchen, z.B. bei Bekannten oder Freunden. Damit hätte man die Vorteile eines Netzwerks (wie z.B. einer Plattenfirma oder eines beratenden Managements), aber kann trotzdem selbst entscheiden und hat alles selbst in der Hand.“
Schlagt Alarm! Die für euch geeignetste Plattform auswählen
Vielleicht habt ihr selbst schon einmal eine Crowdfunding-Kampagne unterstützt. Beispielsweise auf einer Plattform für soziale Hilfsprojekte gemeinnütziger Organisationen. Oder Start-Ups, die Geld benötigt haben, um eine coole Idee zu realisieren.
Zu den bekanntesten Plattformen im Bereich Musik zählen
Es gibt aber noch eine Menge mehr, wie beispielsweise crowdfunding.de zeigt.
Für welche ihr euch entscheidet, ist dabei ganz individuell. Zwei Tipps:
- Checkt die jeweiligen Konditionen der einzelnen Plattformen. Die meisten haben tolle, verständliche und ausführliche FAQs, die euch durch das Thema leiten.
- Fragt befreundete Acts, ob und welche Erfahrungen sie mit einer Plattform gesammelt haben und welche sie empfehlen können.
Warum habt ihr für euch die Plattform „Kickstarter“ ausgewählt?
„Die Wahl der Plattform ist bei dem inzwischen breiten Angebot gar nicht so einfach. Für uns war es wichtig, dass sie verlässlich und vertrauenswürdig ist. Und dass wir die Menschen leicht und unkompliziert erreichen. Ein weiterer Punkt war, dass Projekte & Vorhaben ansprechend vorgestellt und letztlich auch Spenden leicht generiert werden konnten.“
Hier haben wir noch einmal wichtige Fragen für euch zusammengetragen. Aber, kurzer Disclaimer: Die Plattformen haben unterschiedliche Konditionen. Informiert euch am besten unbedingt vor einem Projekt auf der entsprechenden Website.
Das variiert von Plattform zu Plattform. Meist ist es ein einstelliger Prozentsatz der Finanzierungssumme. Dieser fällt meist auch nur an, wenn eure Kampagne erfolgreich war. Kalkuliert das am besten gleich mit in die Gesamtsumme ein, die ihr benötigt.
Die Plattformen können für das Betreiben ihrer Domains Fixkosten wie beispielsweise Personalkosten haben. Oder bei ihnen fallen Transaktionsgebühren für die Beträge aus der Crowd an, die sie decken müssen. Dafür ist das Einrichten eurer Projektseite oft kostenlos.
Prinzipiell ja. Und zwar auf das eingesammelte Geld bei erfolgreicher Finanzierung. Denkt beispielsweise auch an eure Dankeschöns als Belohnungen. Würdet ihr Dinge wie T-Shirts normalerweise auf einer Tour verkaufen, würde dafür auch eine Umsatzsteuer anfallen. Wer sich da ein bisschen mehr reinlesen will, hier gibt es einen Blogbeitrag mit Tipps rund um Crowdfunding und Steuern. Einige Plattformen kalkulieren anfallende Steuern von Anfang an mit in eure Finanzierungssumme ein.
Jein. Es gibt Plattformen, die Projekte beispielsweise mit knapp 30.000 € deckeln, andere hingegen nicht.
Auch hier variiert das von Plattform zu Plattform. Es gibt welche, bei denen ihr euch Teilbeträge auszahlen lassen könnt. Bei den meisten geht das erst mit der kompletten Finanzierungssumme und wenn euer Projekt erfolgreich war.
Oft ist es so, dass die Beträge eurer Crowd eingezogen, aber erst abgebucht werden, wenn die komplette Finanzierungssumme erreicht wurde. Solange wird es quasi zwischengespeichert und trotzdem bei eurem Spendenstand abgebildet. Falls euer Projekt nicht erfolgreich ist, bucht die Plattform die Beträge automatisch an eure Unterstützer zurück. So entsteht kein finanzielles Risiko.
Crowdfunding für Musiker – so funktioniert das mit euren Supportern hinter den Kulissen
Genauso wichtig wie eure Crowd vor der Bühne ist auch die Crowd im Hintergrund: Egal ob Tontechniker, Musikpromoter oder eben die, die euch beim Crowdfunding mit einer Finanzspritze weiterhelfen.
Die Möglichkeit, von Leuten Geld einzusammeln, wird immer bekannter: Im Jahr 2021 gaben laut crowdfunding.de bereits knapp ⅔ der Deutschen an, schon einmal von Crowdfunding gehört zu haben.
In diesem Artikel legen wir den Fokus auf das Crowdfunding auf digitalen Plattformen. Sie haben zwei Vorteile:
- ihr habt dort erfahrene Ansprechpartner
- eine Plattform kümmert sich für euch um die Abwicklung.
Was ist Crowdfunding?
Beim Crowdfunding greifen euch Menschen finanziell unter die Arme, um für euer Projekt (auch Kampagne genannt) Geld einzusammeln. Dafür zahlen sie freiwillig individuelle Summen, damit ihr euer Projekt realisieren könnt. Dafür legt ihr vorher eine Summe fest, die ihr als Finanzierungsziel erreichen wollt.
Eure Vorteile mit Crowdfunding
Ihr müsst nicht umständlich einen Kredit aufnehmen, den ihr später mit Zinsen zurück zahlt.
Es macht euch unabhängig von einem Label. Ihr bestimmt selbst und flexibel, für welches Projekt ihr das Geld einsetzt.
Das „Wir-Gefühl“ mit eurer Community wird gestärkt, gemeinsam etwas auf die Beine gestellt zu haben.
Die Vorteile lagen ganz klar darin, alles selbst in der Hand zu haben und jederzeit entsprechend reagieren zu können.
Fazit: Das Wichtigste ist Authentizität und Transparenz
Ihr seht, Crowdfunding für Musiker kann eine interessante Finanzierungsmöglichkeit sein, wenn ihr dabei einige Punkte beachtet. Das Wichtigste ist, dass ihr dabei immer authentisch und transparent seid. Auch, falls eure Kampagne nicht erfolgreich sein sollte. Das kann passieren, davon geht die Welt nicht unter. Im besten Fall könnt ihr aber euer Projekt mithilfe der Crowd auf die Beine stellen, ohne dabei selbst tief in die Tasche greifen zu müssen. Und habt am Ende vielleicht neue Fans hinzugewonnen.
Headergraphik: Adobe Stock | Krakenimages.com